Die Ausgezeichnete

Fast 50 Jahre hat sich Ursula Graetsch für Obdachlose auf den Hamburger Straßen eingesetzt: Ihr ehrenamtliches Engagement wurde nun mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) überreichte ihr die Auszeichnung am Freitagmorgen im Hamburger Rathaus.

„Sie hat lange und beharrlich für vieles gekämpft“, sagt Florian Giertzuch von der Hamburger Sozialbehörde, „aber nicht im institutionellen Rahmen, sondern privat.“

Graetsch, 1939 geboren, verlor schon als Kleinkind einen Elternteil. Sie wurde jung schwanger und war früh auf sich allein gestellt: „Sie hatte selbst keine leichte Zeit“, sagt Giertzuch, „aber sie hat immer gesehen, dass es Menschen gibt, denen es noch schlechter geht.“

Mit 42 holte sie dann eine Ausbildung zur Bürokauffrau nach und arbeitete danach als Verwaltungsangestellte. Zudem veröffentlichte Graetsch im Februar 2011 ihre Autobiografie „Glück braucht Mut. Mein bewegtes Leben“.

Sie habe keinerlei Berührungsängste, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Vor allem jenen habe sie sich gewidmet, die von staatlicher Hilfe nicht erreicht wurden oder aus eigener Kraft keine Hilfsangebote in Anspruch nehmen konnten. Vielen der Obdachlosen habe Graetsch den Weg zurück in die Gesellschaft geebnet. Wegen ihrer Arbeit wird sie auch „Engel der Obdachlosen“ genannt.

Graetsch engagierte sich nicht nur für die Hamburger Wohnungslosen: Sie arbeitete auch mit drogenabhängigen Menschen, organisierte Weihnachtsfeiern für Kinder, war Ansprechpartner und Anlaufstelle für viele gesellschaftlich Randständige. Mit einigen Hamburger Unternehmen arbeiten sie seit Jahren zusammen, verteilt deren Geld- und Sachspenden.

Zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes eingeladen hatte Graetsch außer ihrem Ehemann nur Vertreter eben dieser Unternehmen. Um zu zeigen: Ohne Unterstützung und Spenden wäre dieses Engagement nicht möglich.  LIKS