Neues Gaskraftwerk in der Schwebe

ENERGIEPOLITIK Hamburgs Grüne glauben, dass der Konzern Verträge nicht einhält. Vattenfall dementiert

„Wir arbeiten mit Hochdruck an der Realisierung des Projekts“

HAUKE WAGNER, VATTENFALL

Der Energiekonzern Vattenfall werde das sogenannte Innovationskraftwerk in Wedel „wohl niemals bauen“, sagt Jens Kerstan, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft, voraus. Damit würde ein Kernpunkt der energiepolitischen Verträge zwischen dem Hamburger SPD-Senat und Vattenfall hinfällig. Kerstan geht davon aus, „dass alle Investitionszusagen des Konzerns nur noch auf dem Papier bestehen“.

Als Grund sieht der Grüne die wirtschaftliche Krise des schwedischen Mutterkonzerns, der rund 3,4 Milliarden Euro auf Kraftwerke und andere Vermögenswerte abschreiben muss. Auch verschärfte der Konzern sein Sparprogramm und verhängte einen Einstellungsstopp. Allein in Deutschland sollen 1.500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Zudem will Vattenfall seinen Anteil am AKW Brokdorf verkaufen und möglicherweise den Braunkohletagebau in der Lausitz aufgeben. Dann wäre Vattenfall „ein schwachbrüstiger Konzern“, so Kerstan, der nicht zum Partner für die Energiepolitik in Hamburg tauge.

Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk im schleswig-holsteinischen Wedel an der Landesgrenze zu Hamburg soll das fast 50 Jahre alte dortige Kohleheizkraftwerk ersetzen. Es soll etwa 500 Millionen Euro kosten und mit einem Wirkungsgrad von 88 Prozent „hocheffektiv sein“, so Vattenfall. Das hatten Konzern und Senat in den Energieverträgen von 2012 vereinbart.

Daran werde sich nichts ändern, versichert Hauke Wagner, bei Vattenfall tätig als Projektmanager für das Hamburger Energiekonzept. „Wir arbeiten weiter mit Hochdruck an der Realisierung des Projekts.“ Vattenfall müsse „die Lieferverpflichtungen einhalten für 180.000 Wohneinheiten im Hamburger Westen, die Fernwärme von uns beziehen“. Dafür sei der Neubau in Wedel „unsere bevorzugte Lösung“.  SVEN-MICHAEL VEIT