Zeichnerin, nicht Außerirdische

Auf ihrem Selbstporträt zeichnet sich Soufeina Hamed mit einem kunstvoll geschlungenen Kopftuch, Stupsnase und aufgewecktem Blick. Hamed ist Comiczeichnerin und gläubige Muslima. In ihren Arbeiten thematisiert die 24-Jährige Vorurteile, ihren Glauben oder auch Szenen aus dem Alltag. Aber ohne pädagogischen Furor. Etwa mit der Zeichnung einer jungen Frau in der U-Bahn. Die Protagonistin mit Kopftuch steht unglücklich da und wird von einer älteren Dame angestarrt. Die ältere Dame hingegen sieht keine Frau, sondern eine Außerirdische. Darunter hat Soufeina Hamed geschrieben: „Ich fühle mich wie ein Alien. Dabei ist es nur ein Kopftuch.“

Es irritiert Hamed zwar, dass sich die Aufmerksamkeit immer wieder auf sie als muslimische Comiczeichnerin richtet. Aber sie sieht das pragmatisch: „Der Bedarf ist da.“ Sie wünscht sich, dass der Betrachter sich durch ihre Zeichnungen in eine andere Perspektive versetzen kann. Die Studentin zeichnet schon seit ihrer Kindheit gern, ihren ersten Comic zeichnete sie mit sechs. Aber eine Zeichenausbildung hat Hamed weder gemacht noch geplant.

Die Berlinerin zog vor zwei Jahren nach Osnabrück, um interkulturelle Psychologie zu studieren. Nun schreibt sie an ihrer Masterarbeit und will danach in der Wirtschaftspsychologie arbeiten. „Ich zeichne auf jeden Fall als Hobby oder als Nebenberuf weiter.“ Sie träumt von einer Graphic Novel, aber die Umsetzung sei schwierig. Inspiration für ihre Cartoons findet sie im Alltag. „Manchmal erzählen mir Leute, was ihnen passiert ist und fragen, ob ich nicht einen Comic daraus machen kann.“

Soufeina Hamed ist nicht die einzige muslimische Comic-Künstlerin. Gerade in Indonesien, Malaysia oder Ägypten gibt es viele Kollegen, aber: „Mein Ansatz ist anders. Ich erzähle aus der Sicht einer Muslima, die in einer westlichen Stadt lebt.“ Bis Ende Januar stellt sie ihre Arbeiten in der Volkshochschule in Bremen und dann im örtlichen Martinsclub aus.  MAI-BRITT WULF