Dubiose Gemengelage

MIGRATION Ein Flüchtlingsheim in Osterode soll von einer privaten Firma geleitet werden. Deren Partner betreibt eine Söldner-Agentur

Der Geschäftspartner des künftigen Betreibers einer Flüchtlingsunterkunft in Osterode leitet eine Söldner- und Sicherheitsagentur. Für die Linke im Kreistag ist diese Gemengelage „unseriös und beinahe schon zynisch“.

In der ehemaligen Osteroder Rommel-Kaserne soll die fünfte Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge des Bundeslandes entstehen. Das Areal gehört der Firma „Princess of Finkenwerder“ mit Sitz in Stade. Die Landesregierung hat bestätigt, dass das Unternehmen auch Betreiber des Heims werden soll.

Zunächst äußerten die Bürgerinitiative „Für Osterode“ und der evangelische Kirche Bedenken, weil die Firma keine Erfahrung mit der Leitung von Flüchtlingsheimen habe. Der Kreistagsabgeordnete der Linken Frank Kosching verweist darauf, dass die anderen niedersächsischen Erstaufnahmelager vom Land selbst und von der Diakonie geleitet werden.

„Land und Diakonisches Werk haben Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen, die Princess of Finkenwerder ist dagegen ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das davon lebt, Gewinne zu erwirtschaften“, sagt Kosching. Daraus ergebe sich „notwendigerweise ein Interessenkonflikt beim Betrieb des Lagers.“

Princess of Finkenwerder versteht sich laut Internet-Auftritt als „Spezialist für Kasernen und Konversionsflächen“. Bei einer Bürgerversammlung am vergangenen Montag in Osterode hatte Geschäftsführer Wolfgang Koch angegeben, sein Unternehmen sei auch in der Akteneinlagerung und im Bereich von „IT-Serverfarmen“ tätig.

Kochs Geschäftspartner, der Hamburger Unternehmer Jan Karras, betreibt ein Sicherheitsunternehmen. Im Internet bietet Karras‘ Firma „Greenzone-consulting“ auch die Vermittlung von Söldnern für Einsätze in Konfliktgebieten an. Es könnten „bis zu ca. 600 internationale Einsatzkräfte bereitgestellt werden“, heißt es dort. Sie seien allesamt erfahrene ehemalige Militärangehörige.  RP