Im Stuhlkreis

FLÜCHTLINGS-GIPFEL

Normale Leute, die nicht weiterwissen, gründen vielleicht einen Arbeitskreis. PolitikerInnen und Regierungen in entsprechender Lage laden stattdessen gleich zu einem Gipfel – so macht es in der kommenden Woche Schleswig-Holsteins Landesregierung, die im großen Stuhlkreis über Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen debattieren möchte. Dazu kommen VertreterInnen von Verbänden und Flüchtlingsorganisationen, von Gemeinden, Kreisen und Städten und aus den Parteien am Mittwoch in Kiel zusammen. Die Erwartungen sind groß, und viele der Beteiligten haben schon mal vorgearbeitet.

Bis zu 20.000 Flüchtlinge könnten 2015 neu ins Land zwischen Norderstedt und Flensburg einwandern, so hatten Innenminister Stefan Studt und Regierungschef Torsten Albig (beide SPD) es prognostiziert – was es braucht, um diese Menschen unterzubringen, ihre Anträge zu bearbeiten, ihnen im Anschluss Jobs und Wohnungen zu vermitteln und sie zu integrieren: Dazu gibt es naturgemäß sehr unterschiedliche Meinungen. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) schlägt zum Beispiel vor, dass mehr Flüchtlinge auf dem platten Land untergebracht werden. Da stehen ohnehin Wohnungen leer.

Flüchtlingsrat und Diakonie fordern dagegen in mehrseitigen Papieren bessere Schulungen für Ehrenamtliche und Gesundheitskarten, mit denen Flüchtlinge ohne Bürokratie zum Arzt gehen dürfen. Weiterhin verlangen sie bessere Hilfen für Traumatisierte, die Anerkennung von Ausbildungen – und besondere Anstrengungen für die „UMF“, selbst als Terminus technicus kein schönes Wort für „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“.

Die Kommunen wiederum, vor allem die Städte Lübeck, Kiel und Flensburg, in denen neue Erstunterkünfte entstehen sollen, fordern mehr Hilfe – also Geld – vom Land.

Und das Land selbst? Dessen VertreterInnen verwiesen in den vergangenen Wochen beim Thema Flüchtlinge immer gern auf den nun bevorstehenden Gipfel, der die Lösung aller Fragen bringen soll.  EST