Operette as Operette gets
: Die Csárdásfürstin

Echter Adel ist nicht erblich, die Ständegesellschaft überholt, allerdings noch nicht so ganz zu Zeiten des Emmerich Kalman, der in der Csárdásfürstin den Abgesang stiftete, allwo ein junger Graf (in Bremen von Mark Duffin etwas zu pomadig gegeben) sich in eine Chansonette verliebt. Leider ist er von den klassenbewussten Eltern bereits versprochen, woraufhin sich das Übliche entfaltet: Die Liebe (“ein privates Weltereignis“) obsiegt und - kritischster Gedanke, den sich Kabarett-Urgestein und Regisseur der Bremer Fürstin Werner Schneyder erlaubte - die über- und verkommene Gesellschaft, personifiziert in dem mündigen Bürger Oberstleutnant von Rohnsdorff, wird von der Jugend unehrenhaft aus der Geschichte entlassen. Eine Inszenierung also ohne das, was man vielleicht auch hätte von Schneyder erwarten können - der Widerspruch zwischen bürgerlichem Individuum und Feudalgesellschaft hätte wohl noch mehr hergegeben. Stattdessen gab es eine Csárdásfürstin ohne Ausfälle, aber auch ohne große Momente. Das Orchester spielte souverän auf, Roman Martin als Graf Boni verkörperte seine Rolle mit dezentem Wiener Schmäh und ein paar gewitzten Tanzeinlagen, Karsten Küsters als alter Bonvivant hatte leichtes Spiel. Wer also wegen Werner Schneyder gehen möchte, sei gewarnt. Wer mal wieder ganz klassische Operette sehen will und sich vor Dingen wie Regieeinfällen gruselt, wird seine helle Freude haben. ASL

Donnerstag, 19.30 Uhr; Theater am Goetheplatz