Krankenstationen machen dicht

Die Bremer Kliniken müssen Stellen sparen – und schließen Stationen. Doch das allein reicht nicht: Die „Arbeitsverdichtung“ werde deshalb steigen, so die Gesundheitssenatorin Rosenkötter

von Eiken Bruhn

Sechs bis sieben Stationen werden in diesem Jahr an den Bremer Kliniken geschlossen – ein erster Schritt, um den vom Senat geforderten Abbau von insgesamt 940 von rund 8.000 Stellen an den vier Häusern aufzufangen. Diese Zahl hat der neue Chef der Krankenhausdachgesellschaft Gesundheit Nord, Diethelm Hansen, vorgegeben, er stützt sich dabei auf eine Berechnung, nach der die Bremer Kliniken 17 Prozent mehr Personal als der Bundesdurchschnitt beschäftigen. Jetzt beginne eine „außerordentlich harte Phase“, sagte gestern Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter, die nächsten drei Jahre würden „sehr hohe Anforderungen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stellen“, weil die „Arbeitsverdichtung“ zunehme. Die Kritik der Bremer Ärztekammer, dadurch werde sich die medizinische Versorgung verschlechtern und die Fehlerquote erhöhen, wies sie zurück.

Was der Sparplan für sein Haus – und damit auch für die Patienten – konkret bedeutet, wird Lothar Schröder, Betriebsrat am Klinikum Ost, heute seinen Kollegen und Kolleginnen vorstellen. 60 Vollzeitstellen sollen in 2008 eingespart werden – wie an allen Standorten ohne betriebsbedingte Kündigungen. Geschlossen werde deshalb eine von zwei Stationen des Lungenzentrums, eine Maßnahme, die sich laut Schröder noch relativ gut vertreten ließe. Eine Verschlechterung der Patientenversorgung bedeute die Wiedereinführung der geschlossenen Aufnahmebereiche in der Psychiatrie. Damit ließen sich Nachtwachen sparen, so Schröder. Problematisch sei, dass das Personal von den offenen Stationen abgezogen werde, wo bisher ein gutes Betreuungsverhältnis möglich gewesen sei. „Viele kommen nicht zum ersten Mal, da hilft es, sich zu kennen“, so Schröder.

Weil alle befristeten Arbeitsverhältnisse nicht mehr verlängert werden sollen und dies vor allem die jungen, qualifizierten Leute betrifft, soll den MitarbeiterInnen das Angebot einer Altersteilzeit mit 55 Jahren gemacht werden, so Schröder, auch Abfindungen seien möglich.

So weit ist man noch nicht am größten Bremer Krankenhaus, dem Klinikum Mitte, von der Sparvorgabe am härtesten betroffen. Mit 210 Stellen rechnet Betriebsrat Jochen Killing für 2008, vier Stationen würden dran glauben müssen. Relativ unproblematisch seien die Schließung einer Station in der Gynäkologie und einer in der inneren Medizin, die PatientInnen könnten auf andere Stationen verteilt werden, so Killing.

Nachteile für die Patienten könnte hingegen die Schließung zweier Stationen – die Tagesklinik und die Kinderchirurgie – in der Kinderklinik bedeuten. Die Kinder könnten zwar wie in anderen Kliniken üblich auf andere Stationen in der Kinderklinik verteilt werden. Würden aber, wie es in Krankenhäusern eben immer wieder passiert, plötzlich besonders viele Patienten eingeliefert, werde es eng, so Killing.

Die Stationen, die nicht geschlossen werden, müssen in Zukunft mit weniger Personal auskommen – oder hoffen, dass sie Fachkräfte aus den anderen Häusern bekommen können. Doch dafür muss erst einmal der so genannte „Personalbinnenmarkt“ geregelt werden. Anders als früher können die MitarbeiterInnen nicht mehr einfach zwischen den Häusern wechseln, sondern werden neu eingestellt. „Aber nur zu den Konditionen, zu denen sie vorher auch schon beschäftigt waren und nicht schlechter“, fordert Killing.