heute in bremen
: Bono ist Papst

Ein Religionswissenschaftler spricht über Religion und Pop

taz: Was untersuchen Sie genau?

Burkhard Steinberg, Religionswissenschaftler: Ich analysiere die Konzerte von U2, um nachzuweisen, dass sich aus ihnen ein Handeln ergibt.

Welches?

Viele Fans werden politisch aktiv.

Was hat das mit Religion zu tun?

Die Band und vor allem Bono sind bekennende Christen, die sich gegen gesellschaftliche Missstände engagieren. Außerdem hat Bono auf der letzten Tour einen Rosenkranz getragen, den er am Ende auf der Bühne gelassen hat. Er hatte den vom Papst bekommen.

Und was lässt sich daraus schließen?

Möglicherweise fehlt mir da die wissenschaftliche Distanz, weil ich selbst Fan bin.

Seit wann?

1983.

Glauben die Fans eigentlich an Gott oder Bono?

Gute Frage. Ich würde sagen, das Publikum feiert sich selbst, die Band ist ein Katalysator und die Konzerte ein säkularer Gottesdienst.

Kann man U2 mit evangelikalen Bands vergleichen, die nur von Christen gehört werden?

Nein, sie haben immer ein Massenpublikum angesprochen. Sie waren aber ganz am Anfang ihrer Karriere, 1980 und 1981, einer christlichen Sekte angeschlossen. Interview: eib

„Religiöse Phänomene in der Popmusik am Beispiel von U2“: 11 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4 / 5