Zum letzten Mal in dieser Spielzeit:
: Die Bakchen

Nicht zum ersten Mal, aber vorerst zum letzten sei Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, diese Inszenierung empfohlen. Es handelt sich nämlich wohl um das Beste, was in der Schauspielsparte des Theaters Bremen in der vergangenen Spielzeit zu sehen war.

Mit wem soll man es halten, fragte unlängst Die Zeit angesichts einer Häufung von Inszenierungen des Euripides-Spätwerks „Die Bakchen“. Mit dem säkulären Thebaner König Pentheus oder mit dessen Gegenspieler Dionysos, „der Chaos in die gottlose Ordnung bringt und das Volk von den leeren Blechnäpfen seiner kalten Vernunft zurückführt zum Sinn des Lebens und zur Fülle des Daseins?“ Robert Schuster, der das Stück am Neuen Schauspielhaus inszenierte, liegt wohl beides fern. Dionysos, der nach Theben kommt, um dort für Rausch und Ekstase zu sorgen, ist ein frivoler Rachegott – wunderbar gespielt von Varia Linnéa Sjöström, die mit wüstem Haarwuchs auf den Beinen und einem gigantischen Penis unterm halbdurchsichtigen Leibchen dem Pentheus buchstäblich zu Leibe rückt. Schuster beginnt lustvoll, lässt den Chor der Bacchantinnen von vier knapp bekleideten Männern spielen, geschminkt, mit Perücken und hochhackigen Schuhen, ohne in Klamauk abzugleiten. Dass diese Leichtigkeit sich gegen Ende verflüchtigt, bedingt die Geschichte. Hier verengt sich das Geschehen auf die Figur der Agaue, die um ihren Sohn trauernd und verlassen ihr düsteres Fazit zieht. ASL

Dienstag, 20 Uhr, Neues Schauspielhaus