Recht und Unrecht
: Äußere und innere Migration

Wie mit den Wechselfällen der politischen Verhältnisse umzugehen sei, behandeln zwei Veranstaltungen, die zeitgleich am selben Ort um Publikum konkurrieren. In einer wird Rechtswissenschaftler Gerhard Stuby sein just erschienenes Buch „Vom ‚Kronjuristen‘ zum ‚Kronzeugen‘. Friedrich Wilhelm Gaus: ein Leben im Auswärtigen Amt der Wilhelmstraße“ vorstellen. Gaus leitete jahrzehntelang die Rechtsabteilung des Auswärtigen Amts. Sein Wirken unter Rathenau, Stresemann und Hitler macht erstaunliche Kontinuitäten sichtbar. Rapallo, Locarno, Briand-Kellogg- und Hitler-Stalin-Pakt tragen seine Handschrift und waren bestrebt, die aus dem Versailler Vertrag hervorgegangene Nachkriegsordnung zu beseitigen – zuerst mit friedlichen, während des Faschismus mit militärischen Mitteln. Nach dem Krieg machte sich Gaus auch für das neue Regime nützlich.

Die zweite Veranstaltung ist eine Lesung des italienischen Autors Gabriele del Grande. In „Mahmadous Fahrt in den Tod“ geht es um jene, die in der gesellschaftlichen Hierarchie eher untere Ränge besetzen und daraus die Konsequenz ziehen, die Heimat zu verlassen. Falls sie sich als Ziel die „Festung Europa“ auserkoren haben, kommen sie oft vom Regen in die Traufe – oder um. Del Grande ist der Spur jener „Namenlosen“ gefolgt, die das gelobte Land nicht erreichten. Monatelang folgte er ihren Routen entlang des Mittelmeers, von der Türkei zum Maghreb und von dort bis zum Senegal. ASL

Mittwoch, 20 Uhr, Villa Ichon