heute in bremen
: „Sich rechtzeitig Gedanken machen“

Der Klimawandel hat regionale Opfer und Nutznießer

taz: In Bremen findet der erste Biodiversitäts-Workshop über regionale Folgen des Klimawandels statt. War das bislang kein Thema?

Henning Kunze, BUND: Bislang ging es im Gefolge der großen medialen Debatte eher um Fragen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen im größeren Zusammenhang. Regionale Betrachtungen sind aber auch hier seltener.

Wie biodivers ist Bremen denn?

Da wir wenig Wälder haben liegt der Schwerpunkt natürlich auf den Flussniederungen und Feuchtgrünlandgebieten, von denen viele europäischen Schutzstatus haben. Aber wir wissen seit wenigen Monaten zum Beispiel auch, dass das Fledermaus-Aufkommen im Bunker „Valentin“ eine Größenordnung hat, die es sonst in Norddeutschland nur selten gibt. Dort überwintern tausende Tiere in schmalen, mehrere Meter tiefen Spalten.

Welchen Arten bietet der Klimawandel Chancen?

Wir registrieren bereits jetzt, dass in Bremen ein Viertel mehr an Libellen-Arten lebt, auch bei den Silberreihern, der Wespenspinne oder den Bienenfressern treten in den letzten Jahren immer häufiger auf. Andererseits gibt es zum Beispiel deutlich weniger Grasfrösche und Wiesenvögel. Wintergäste werden wegen des milderen Klimas teilweise seltener.

Werden sich Ausbreitung und Verschwinden von Arten auf Grund des Klimawandels vermutlich die Waage halten?

Das ist möglich, es könnten aber auch in der Bilanz mehr Arten werden. Wichtig ist, dass dieser Prozess sehr aktiv begleitet wird. Bei unserem Workshop geht es beispielsweise um die Frage, welche Verbindungswege die Arten brauchen, um sich tatsächlich von Süd nach Nord ausbreiten zu können. Darüber muss man sich rechtzeitig Gedanken machen.

Fragen: Henning Bleyl

Öffentlicher Workshop: Zwischen neun und 16.15 Uhr in der Hochschule Bremen, Neustadtswall 27 b, Raum 024