Suchen, suchen, suchen

Samstag ist der „Internationale Tag der Vermissten“. Das Bremer Rote Kreuz baut ein regionales Auskunftsbüro auf

Seit dem Einmarsch der russischer Truppen in Georgien klingelt bei Elvira Balandinski wieder öfter das Telefon. Sie ist Suchdienst-Mitarbeiterin des Bremer Roten Kreuzes. „Viele Osseten und Georgier können keinen Kontakt mehr zu Angehörigen aufnehmen“, erklärt die gebürtige Russlanddeutsche. Über die Münchner Zentrale gelangen die Anfragen zu den Rotkreuzlern vor Ort, die unter anderem in Flüchtlingslagern recherchieren.

Während der internationale Suchdienst des DRK früher stark im öffentlichen Bewusstsein verankert war – etwa über die regelmäßigen Vermisstenmeldungen im Radio – wird das Rote Kreuz heute eher mit Altkleider-Sammlung, Blutspenden und Rettungsdienst assoziiert. Doch nach wie vor unterhalten alle Landesverbände hauptamtliche Suchdienstler. Das DRK Hamburg bemüht sich speziell um die Zusammenführung von Spätaussiedlerfamilien, in Bremen gibt es seit einem Jahr Bemühungen, auch auf regionaler Ebene einen Suchdienst aufzubauen.

Das ehrenamtliche „Auskunftsbüro“, das dringend nach freiwilligen Helfern sucht, soll im Fall von größeren Verkehrsunfällen und anderen Katastrophen als Kontaktstelle fungieren. Ist die innerdeutsche Vermisstensuche nicht Aufgabe der Polizei? „Deren Personaldecke ist dafür viel zu dünn“, sagt Horst Fredersdorf. Nach 46 Jahren als ehrenamtlicher Bereitschaftszugführer baut er das Büro nun gemeinsam mit Tomasz Niewodowski auf, der wiederum seine professionellen EDV-Kenntnisse einbringt. Vernetzungsgrundlage mit den anderen DRK-Gliederungen ist eine eigens entwickelte Suchdienstsoftware.

Die Intensität der lokal-internationalen Suchaufgabe ist derweil weiter von den weltpolitischen Zusammenhängen abhängig. Balandinski: „Als Gorbatschow die Sowjetarchive öffnete, hatten wir hier Warteschlangen bis auf die Straße.“ Bundesweit sind noch immer 1,3 Millionen Weltkriegsschicksale – von ursprünglich 17 Millionen Anfragen – unaufgeklärt. HB