Knast statt Bußgeld

Immer mehr Bremer können Geldstrafen nicht bezahlen

Eine Frau, die zur Zeit wegen mehrmaligen Schwarzfahrens für 18 Monate im Frauenvollzug am Fuchsberg einsitzt, ist der wohl außergewöhnlichste Fall eines Trends, den die Bremische Straffälligenbetreuung beobachtet. „Ersatzfreiheitsstrafler nehmen zu“, sagte die Schuldenberaterin Bettina Harsleben am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts des Vereins.

Ihre signifikante Zunahme sei ein Ausdruck der fortschreitenden Armut in der Gesellschaft, so der Bericht. „Armut kann zu Straffälligkeit führen und Straffälligkeit zu Armut“, sagt Harsleben und weist auf die häufige Verschuldung von Häftlingen hin. 75 Prozent der Inhaftierten, die im Knast sitzen, weil sie ihre Geldstrafe nicht bezahlen können, seien überschuldet. „Ein Hafttag kostet Bremen pro Inhaftierten über 80 Euro. Es wäre kostengünstiger, die Mittel für die Schuldnerberatung noch weiter aufzustocken“, so die Vereinsvorsitzende Ursel Kerstein.

In der Bremer Justizvollzugsanstalt sei laut Kerstein zu beobachten, dass Haftausgang zunehmend restriktiver bewilligt werde. „Es gibt Fälle, in denen ein Haftentlassener während seiner Strafzeit nie Ausgang gehabt hat.“ Das bringe große Probleme für die Wohnungssuche mit sich. Ausgangssperren können als Disziplinarmaßnahme verhängt werden. „Es wird recht rigoros gehandhabt. Früher war das anders“, sagt Elke Bahl, Geschäftsführerin des Vereins. Jana Wagner