Von unentrinnbaren Situationen

FÖRDERPREIS Elianna Renner ist die 33. Preisträgerin des Bremer Förderpreises für Bildende Kunst. Ihre Arbeit „22.1.08“ erzählt eine Geschichte, die Geschichte erzählt

■ ist Meisterschülerin von Jean-Francois Guiton an der Hochschule für Künste Bremen.

Interview Andreas Schnell

taz: Wir gratulieren: Sie haben gerade den Förderpreis gewonnen – für eine Audio-Installation, die viel mit Ihrer Biografie zu tun hat.

Elianna Renner: Ich finde das schwierig. Ich komme aus einer jüdischen Familie und arbeite auch viel mit dem Thema Judentum. Andererseits frage ich mich immer: Wie wichtig ist es überhaupt, das zu sagen.

In der Arbeit, die ausgezeichnet wurde, unterhalten sich zwei Menschen – ein Palästinenser und eine Jüdin, die zusammen im Auto sitzen. Der Palästinenser entpuppt sich als Antisemit.

Es geht für mich vielmehr darum, dass sich zwei Menschen in einer Situation wiederfinden, der sie nicht einfach entgehen können.

Ein klassisches Tramper-Problem, gewissermaßen…

Genau. Und eigentlich geht es darum, wie die eine Person versucht, auf diesen Konflikt nicht einzugehen und das Gespräch immer von dem heiklen Thema ablenken will. Als sie von Frankreich erzählt, kommt es zum Eklat, weil der Palästinenser über Sarkozy, den „ungarische Juden“, lästert. Woran man sieht, dass das Problem längst in Europa angekommen ist.

Sie waren schon letztes Jahr für den Förderpreis nominiert.

Da ging es um die Erzählung einer Biografie, die mit ganz vielen anderen Dingen gemischt war, durch die sich ein roter Faden zieht.

Das gab es aufgeribbelte Wollpullover, deren Fadenlänge zusammengenommen der Entfernung zwischen Bremen und Bergen-Belsen entsprach. Inwieweit ist Ihre Arbeit politisch motiviert?

Die Ausstellung mit den für den „dienstältesten“ Förderpreis für bildende Kunst in Deutschland nominierten Arbeiten wird heute, Samstagabend um 20 Uhr eröffnet.

■ Die Ausstellung ist ab Sonntag bis zum 4. April in der Städtischen Galerie im Buntentor zu sehen.

■ Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 12 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr

Das eine spielt immer in das andere hinein. Ich denke, wenn man sich politisch mit Themen auseinander setzt, bekommt man auch einen Blick für Momente und Situationen, und dann geht man anders auf Dinge zu. Und eine Situation, wie die mit den beiden Menschen im Auto, sieht man dann vielleicht auch aus einem bestimmten Blickwinkel. Ich arbeite aber nicht von Anfang an auf ein klares Ziel wie eine politische Frage zu.

Sie haben früher auch in Punk-Bands gespielt – hat die Kunst die Musik abgelöst?

Wir haben bei der Band auch mit Dia-Show und Performance gearbeitet und unsere Plattencovers und Plakate selbst gestaltet. Das lief eigentlich schon damals zusammen.