Kein Gen-Soja, bessere Preise

MOLKEREI Bauern fordern, Nordmilch solle keine ungekennzeichnete Milch mehr von Kühen verkaufen, die mit Gen-Soja gefüttert werden – und kostendeckende Erzeugerpreise zahlen

„Mit unserem Sojaimport exportieren wir den Hunger in die Welt.“

Johanna-Böse Hartje

Von Christian Jakob

Etwa 50 Bauern und Gentechnik-Gegner haben am Freitag vor der Nordmilch-Zentrale am Bremer Flughafen demonstriert. Sie forderten, dass der größte deutsche Molkereikonzern künftig kein gentechnisch verändertes Futter mehr zulässt.

Der Europäische Verband der Mischfutterindustrie schätzt, dass bis zu 95 Prozent des in der EU hergestellten Futters für Milchkühe Schrot von genmanipulierten Sojapflanzen aus Nord- oder Südamerika enthält. Die Milch von Kühen, die dies fressen, muss aber nicht besonders gekennzeichnet werden.

Dass sei „Verbrauchertäuschung,“ sagte Peter Bargfrede vom Bündnis gegen Gentechnik in Lebensmitteln (BBGL). Nordmilch solle wie die Supermarktkette Lidl oder die Großmolkerei Campina auf solche Futtermittel verzichten und seine Milch entsprechend kennzeichnen.

„Wir werden ihre Forderungen ins Haus tragen,“ sagte die Nordmilch-Sprecherin Godja Sönnichsen den Demonstranten. Allerdings sei in der Milch von Kühen, die Gen-Soja fressen „nach allen wissenschaftliche Erkenntnissen keinerlei Spuren gentechnischer Veränderungen festzustellen“. Dennoch sei es für Nordmilch „interessant“, als gentechnik-frei gekennzeichnete Milch zu vermarkten. „Die Entscheidung kommt aber nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit.“

Davon aber, so fanden die Demonstranten, hatte Nordmilch bereits genug: „Wir waren vor fünf Jahren schon mal hier. Seitdem ist nichts passiert,“ sagte die Biologin Gudrun Fischer. Sie kritisierte auch, dass einige der Bauern schwarz-rot-gold angemalte Pappkühe mitgebracht hatten. „Wir haben eine internationale Kritik, denn Nordmilchs Politik hat internationale Auswirkungen,“ sagte sie.

Die erläuterte BBGL-Sprecher Johann Bergmann. „Durch den Anbau von Gen-Soja für deutsche Kühe verschwindet in Brasilien der Urwald,“ sagte er. Kleinbauern würden von Paramilitärs vertrieben, um Platz für immer größere Monokulturen zu schaffen. „Mit unserem Sojaimport exportieren wir den Hunger in die Welt,“ sagte Johanna Böse-Hartje vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM). Die Bauern seien bereit, auf dieses Futter zu verzichten, zum Teil täten sie dies bereits. Zu „fairer Milch“ gehöre aber nicht nur Gentechnik-Freiheit, sondern auch Weidehaltung und bessere Erzeugerpreise. „Unser Problem dabei sind die Molkereien,“ sagte die Bio-Landwirtin aus Thedinghausen. Es bedürfe Regeln, die „sicherstellen, dass wir unsere Produktion dem Bedarf anpassen können“. Das würden die Molkereien aber verhindern. „Die wollen viel billige Milch, um ihre Anlagen auszulasten.“ Für sie sei das kein Risiko, denn die Überschussproduktion subventioniere der Staat.

Nordmilch-Sprecherin Sönnichsen räumte ein, dass 2009 „unterirdisch“ gewesen sei. „Wir versuchen aber immer, die höchsten Preise zu erzielen“ – und nun gehe es bergauf. Im April habe Nordmilch schon „erfreuliche“ 27 Cent pro Liter zahlen können.

Da lachten die Bauern, denn sie halten erst rund 40 Cent pro Liter für kostendeckend. Ein Versuch des BDM mit Molkereien in Süddeutschland zeige, dass die Bauern solche Preise bekommen können und die Milch sich für etwa 98 Cent im Laden verkaufen lasse. „Das ist ein Preis, den die Verbraucher zu zahlen bereit sind,“ sagte Böse-Hartje.