Bella Italia e la musica

FESTIVAL Der „Sommer in Lesmona“ lockt wieder viele Besucher in Knoops Park. So viele, dass die beiden Abendveranstaltungen bereits seit Wochen ausverkauft sind

Nachdem die Besucher dieses Jahr das Dolce Vita erleben, geht es im nächsten Jahr ins kalte Russland

Von Kristin Böhmer

Was 1995 als kleines Festival begann, hat sich heute zu einem festen Bestandteil des Bremer Sommers etabliert. Der 17. „Sommer in Lesmona“ der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen steht unter dem Motto „Bella Italia“ und lässt somit italienisches Flair in die Hansestadt ziehen. Nicht nur, dass bekannte Komponisten und Dichter wie Goethe und Heine schon damals ihre Leidenschaft für das Dolce Vita entdeckten, auch Marga Berck, die mit ihrem 1954 erschienenen Roman „Der kurze Sommer in Lesmona“ Namensgeberin des Festivals war, kam nicht um Italien herum. Ihr Ehemann, der Bremer Kunsthallendirektor Gustav Pauli galt als leidenschaftlicher Italienreisender.

Stargast in Knoops Park ist Etta Scollo, die sizilianische Sängerin, die bereits als Helena in Karsten Gundermanns „Faust II“ in Osterholz-Tenever zu sehen war. Mit „La Puisia Siciliana“ verleiht sie sizilianisch-arabischen Dichtern aus dem Mittelalter bis heute eine Stimme. Nachdem sie musikalisch viel experimentierte, verspürte sie nun die „Sehnsucht, wieder alte Lieder Siziliens zu singen“. In Verbindung dazu, setzt sie sich seit fünf Jahren intensiv mit der Geschichte ihrer Heimat auseinander. „Man hört nie auf, immer wieder neue Dinge zu entdecken“, sagt Scollo. Dominierendes Thema in ihren Vorstellungen ist –natürlich– die Liebe. Die Lieder ergänzt sie mit kleinen Erzählungen und einer kurzen Lesung und das alles in drei verschiedenen Sprachen: deutsch, sizilianisch und arabisch. „Ich erzähle aber lieber frei, als dass ich vorlese. Das kann ich nämlich nicht so gut“, verrät die Sängerin.

Auch das Programm neben Etta Scollo klingt vielversprechend. Bei der „Italienischen Operngala“ kamen Verdi-Liebhaber nicht zu kurz. Stücke von Rossini, Puccini und anderen Größen komplettierten den Freitagabend. Ein anderer Programmhöhepunkt ist heute das „Große Orchesterkonzert“. Das Repertoire der Kammerphilharmonie reicht dort von Mendelssohn über Strawinsky bis Rota und auch Etta Scollo steht als Gast auf der Bühne.

Die Nachmittage sind in Knoops Park ebenfalls gut gefüllt. Zum „Tee in Lesmona“ wird heute Nachmittag geladen. Neben den musikalischen Häppchen liest Manfred Zapatka Texte von Heine und Goethe. Auch Edward Morgan Forsters Roman „Zimmer in Aussicht“, der eine tragische Liebesgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Florenz erzählt, hinterlässt einen bittersüßen Geschmack zum Tee.

Der Familientag am Sonntag beginnt mit dem traditionellen Picknick-Wettbewerb. Erwartet werden prachtvoll gepackte Körbe voller italienischer Gaumenfreuden. Eine Jury kürt das beste Arrangement und vergibt dazu Preise. Gefolgt ist der Wettbewerb von den Bläsersolisten der Kammerphilharmonie. Sie vereinen die Kernelemente von vier verschiedenen Opern in einer einzigen Vorstellung. Rossinis „Italienerin in Algier“ und „Barbier von Sevilla“, Mozarts „Don Giovanni“ sowie Verdis „La Traviata“ werden ohne Bühnenbild, ohne Sänger und ohne Dirigent vorgetragen und doch verspricht der Veranstalter, ein „Hauch von Scala“ in Knoops Park zu holen. Anschließend wird die Geschichte von Pinocchio, der italienischen Kinderbuchfigur von Carlo Collodi erzählt. Zur musikalischen Gestaltung des Stücks tritt Schauspielerin Ludmilla Euler als Pinocchio auf und lässt so die Holzfigur mit der wachsenden Nase lebendig werden.

Das umfangreiche Programm lockte bereits viele Interessierte an die Vorverkaufsstellen, so dass mit über 12.000 Besuchern ein neuer Rekord für den „Sommer in Lesmona“ geknackt wurde. Bereits vor drei Monaten waren beide Abendveranstaltungen ausverkauft. „Wer keine Karte mehr bekommen hat, kann sich aber schon auf nächstes Jahr freuen: Dann heißt das Motto ‚Weiße Nächte‘“, sagt Albert Schmitt, Geschäftsführer der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Nachdem die Besucher in diesem Jahr das Dolce Vita erlebten, geht es im nächsten Jahr also ins kalte Russland. Der Kartenverkauf dafür startet am 17. Januar 2011.