Hamlet statt Caesar

THEATER Die Shakespeare Company startet mit einem Minus in die letzte Saison vor dem Umbau am Leibnizplatz und will einen „Kultur Campus“ initiieren

Fünf Premieren plant die Shakespeare Company bis zum Sommer.

■ Am 14. Oktober hat „Timon von Athen“ Premiere. Es wird von Regisseur Sebastian Kautz neu übersetzt und als „zeitlos aktuelle“ Antwort auf die jüngste Wirtschaftskrise verstanden.

■ Klassische Geschlechterrollen-Traditionen bedient werden im März bei „Verlorene Liebesmüh“.

■ „Der Sturm“ setzt der britische Regisseur Lee Beagley als dreiteiliges Spielzeit-Projekt um. Es beinhaltet ein Kinderstück, ein Outdoor-Spektakel und einen „Cabaret-Cocktail“.  (taz)

Mit einem Minus von rund 30.000 Euro abgeschlossen hat die Bremer Shakespeare Company (BSC) die vergangene Spielzeit. Die Erlöse seien etwa um fünf Prozent eingebrochen, sagte Ensemblemitglied Peter Lüchinger – deswegen wurde an den Personalkosten gespart. Die Zahl der ZuschauerInnen sei ebenso wie jene der Vorstellungen um etwa 17 Prozent zurückgegangen, so die Bilanz. Insgesamt beläuft sich der Etat der BSC auf rund 1,4 Millionen Euro, von denen mehr als 800.000 Euro aus Landesmitteln kommen, der Rest muss durch Gastspielreisen eingespielt werden.

„Es ist tendenziell schwieriger geworden, die Leute ins Theater zu bekommen“, sagt Lüchinger. Mehr Werbung alleine bringe da nichts. „Das Schauspiel hat derzeit kein gutes Renommee“, sagt Renate Heitmann, Geschäftsführender Vorstand der BSC. Zwar liefen vor allem namhafte, aus der Schule leidlich bekannte Shakespeare-Stücke wie „Hamlet“, „Macbeth“, „Viel Lärm um nichts“ oder „Was ihr wollt“ weiterhin ganz gut, so Lüchinger. Was aber nicht heiße, dass die Menschen dann anschließend auch „Julius Caesar“ oder „Maß für Maß“ sehen wollten. „Diese Querverbindung funktioniert nicht mehr so wie früher.“

Die BSC will sich in Zukunft wieder „stärker in die öffentliche Debatte einbringen“, sagt Heitmann. Dazu soll die Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Stadtteil – also der Schule am Leibnitzplatz, der Hochschule Bremen, dem neuen SOS-Kinderdorf in der ehemaligen Stadtbibliothek, der Schwankhalle oder dem Schnürschuhtheater ausgebaut werden. Heitmann nennt das einen „Kultur Campus“. Die ersten Schritte dorthin sollen symbolisch am kommenden Samstag, dem Tag der offenen Tür, gegangen werden.

Die kommende, 27. Spielzeit der BSC ist die letzte vor dem Umbau des Theaters am Leibnizplatz. Zwar ist dort derzeit schon eine Baustelle, doch die betrifft lediglich die Schule ebenda. Die Räumlichkeiten der BSC werden nicht vor Mai kommenden Jahres umgebaut. Dafür wurden im Juni rund 3,6 Millionen Euro bewilligt. Die gesamte nun anlaufende Spielzeit wird noch im alten Rahmen stattfinden, bevor die BSC in der nachfolgenden Saison auf andere Standorte wird ausweichen müssen. Im Gespräch sind neben dem Concordia auch das Modernes sowie eine Spielstätte in Vegesack. Auch „Shakespeare im Park“ wird 2011 vom gewohnten Repertoire-Theater abweichen. Stattdessen wird dort nur „Der Sturm“ als „multiartistisches Open-Air-Spektakel“ gegeben. JAN ZIER