„Nicht überall überzeugend“

ESSEN An der Uni wird einen Tag lang über Theorie und Praxis der Schulverpflegung debattiert

■ ist Koch, Mathe-/Physiklehrer und Leiter der Vernetzungsstelle Schulverpflegung

taz: An wie vielen Schulen gibt es in Bremen eine warme Schulspeisung?

Michael Thun: Von 90 weiterführenden Schulen sind es rund die Hälfte, dazu kommen gut 30 Grundschulen.

Muss man da teilnehmen?

Nein. Aber an manchen Schulen ist vereinbart, dass alle an dem Essen teilnehmen, weil das einfacher zu organisieren ist und manchmal auch günstiger ist.

Ist es sinnvoll, die SchülerInnen zu verpflichten?

Bis zur vierten Klasse ist das normalerweise kein Problem. Sobald die Kinder in die Pubertät kommen, ist das unangenehm. Wenn Freiwilligkeit herrscht, gibt es einen erwünschten Konkurrenz- und Qualitätsdruck.

Kann Bremens Schulspeisung durch Leistung überzeugen?

Sie könnte und sollte, tut es aber nicht überall. Abgesehen von der Frage, wie viel frisches Obst, Gemüse oder Vollkornprodukte es gibt, spielt dabei auch die Freundlichkeit im Service eine Rolle. Und: Die Kinder müssen es mögen. Was einem Viertklässler schmeckt, muss nicht auch einem Achtklässler schmecken.

Eine Studie der Uni Göttingen hat die Qualität der Schulspeisung sehr bemängelt.

Kritisiert wurde vor allem, dass das Essen oft schon morgens warm angeliefert wird und mittags dann nicht mehr lecker ist. In Bremen bemühen wir uns, so viel wie möglich vor Ort frisch zubereiten zu können. Es gibt noch die Warmanlieferung, das wird aber sukzessive umgestellt. Das Problem ist: Fleischprodukte sind warm gut lager- und transportierfähig, Obst- und Gemüse eignen sich nicht für lange Wege.

Was darf Schulessen kosten?

Für drei Euro kann man in der Regel Personalkosten decken und zu 80 Prozent Bio-Produkte verwenden. In Bremen schwankt es zwischen 2,85 und 3,20 Euro.

Hartz-IV-EmpfängerInnen haben etwa 2,70 Euro pro Tag.

In der Grundschule sind sie befreit, in weiterführenden Schulen gibt es einen Zuschuss von 70 Cent pro Kind. INT.: JAN ZIER

9.30 bis 18 Uhr, Uni Bremen, GW 2