„Marcksist – mit ck“

BILDHAUEREI Die Ausstellung „Venus und ihre Schwestern“ zeigt Werke von Gerhard Marcks

■ ist einer der bekanntesten Bildhauer der figürlichen Kunst. Er lebt im Künstlerdorf Worpswede.

taz: Herr Otto, was verbinden Sie mit Marcks?

Waldemar Otto: Ich bin Marcksist – aber mit ck. Das habe ich als Professor in Bremen immer gesagt. Ich verehre ihn als Künstler sehr und habe die Entwicklung seiner Werke immer genauestens verfolgt.

Warum?

Marcks ist jemand, der einen hohen Anteil Realitätsbewältigung in seiner Kunst zeigt. Er hat gegen den Strich gekämmt. Mit der berühmten, lebensgroßen „Thüringer Venus“ zum Beispiel ging er absolut gegen den Trend seiner Zeit und arbeitete realistisch. Er ist Berliner und da gab es eine große, alte Bildhauerschule, die vom Realismus geprägt ist und ihn beeinflusst hat.

Die „Thüringer Venus“ liegt Ihnen besonders am Herz.

Diese Figur hat mich als Schüler einfach umgehauen. Es war so neu, dass jemand ein Bildnis von einer hässlichen Frau macht. Er drückt die Beobachtung dabei nicht zugunsten der Stilisierung weg. Marcks setzt sich der Realität aus und macht trotzdem auf geheimnisvolle Weise Kunst daraus.

Die bekannteste Figur von Marcks ist ausgerechnet die Plastik der Stadtmusikanten.

Die ist aber nicht repräsentativ, sondern nur ein beiläufiges Auftragswerk und gehört nicht zu seinen Meisterwerken. Dafür ist sie vielleicht auch ein bisschen zu literarisch. Marcks hat sich immer mit Modellen auseinandergesetzt. Also mit einer Figur, die tatsächlich existiert. Er war ein großer Zeichner und man sieht seinen Zeichnungen auch an, dass er die Form gleich in die Figur überführt hat.

INTERVIEW: HEH

Vernissage, Sa (heute), 16 Uhr, Galerie Cohrs-Zirus, Worpswede