Extreme Kandidaten

WAHL Noch vor Fusion greift NPD nach DVU-Erbe

Zur Bürgerschaftswahl 2011 tritt die NPD an. Das geht aus Äußerungen des Noch-DVU-Bundesvorsitzenden Matthias Faust auf dem NPD-Bundesparteitag am Wochenende hervor: Er kündigte an, sich in Bremen als Spitzenkandidat der NPD aufstellen zu lassen. Die beiden rechtsextremen Parteien sind im Begriff, zu fusionieren.

Allerdings dürfte das Vorpreschen von Faust, der jetzt auch NPD-Bundesvize ist, einige Bremer DVU-Mitglieder verstimmen. Denn noch sind in der Partei die Mehrheitsverhältnisse für oder gegen die Fusion umkämpft. „Widerstände“ müssten überwunden werden, räumte Faust auf dem Parteitag ein. Verringern werden die sich kaum dadurch, dass die Rechtsextremisten ihren selbst auferlegten Zeitplan schon zum wiederholten Male durcheinander werfen.

Bereits im Oktober nämlich hatte die NPD in Bremerhaven die Rest-DVU überrascht. Der Landesverband um den Vorsitzenden Horst Görmann verteilte schon damals Flyer gegen den Moscheebau mit dem Zusatz: „Am 22. Mai 2011 NPD wählen.“ Görmann wollte die Kandidatur der NPD damals allerdings noch nicht bestätigen und sagte nur: „Das wird wohl so kommen.“ Der DVU-Landeschef Rudolf Bargmann bat um Zeit und versprach, „im Dezember Fakten“ zu nennen. Doch die haben nun NPD- und Noch-DVU-Bundesführung bei den Fusionsverhandlungen offensichtlich auch schon im Hinblick auf die Bürgerschaftswahl geschaffen. Mit Faust, hieß es beim Parteitag, solle die fusionierten NPDVU erneut das langjährige Wählerpotenzial der DVU gewinnen: Der bislang in Hamburg lebende 39-Jährige gilt als Kandidat fürs „national konservative“ Spektrum. Zugleich umwerben die Parteiführungen aber auch die radikal-militante Szene: Dafür ist in Bremerhaven Jens Pühse vorgesehen. Der Geschäftsführer des NPD-Versands „Deutsche Stimme“ unterhält beste Kontakte auch ins rechtsextreme Hooligan-Milieu.

Fausts Bremer Spitzenkandidatur gilt in beiden Parteien als Belohnung für dessen Bemühungen um die Fusion. Bis 2011 ist er bei der NPD als bezahlter Mitarbeiter abgesichert. Gut ein halbes Jahr vor der Bürgerschaftswahl sind die Chancen von „NPD. Die Volksunion“ schwer einzuschätzen. AS