„Ich schreibe, was ich denke“

LESUNG Die 90-jährige Lisa Helm schreibt in ihrem Erstlingswerk über Abschied, Bremen und Kriege

■ 90, hat ihren ersten Gedichtband im Donat-Verlag vorgelegt.

taz: Frau Helm, warum erscheint erst jetzt Ihr erstes Buch?

Lisa Helm: Ich wäre von mir aus, nie auf die Idee gekommen, meine Texte zu veröffentlichen. Meine Freunde haben mich überredet und dann dachte ich: In Gottes Namen, dann mach ich’s eben.

Worüber schreiben Sie?

Ich schreibe, was ich denke, lese und höre. Vieles habe ich schon vor Jahren geschrieben: Einige Haiku entstanden 2003, als der Irakkrieg begann. Das hat mich furchtbar aufgeregt und ich habe es intensiv verfolgt.

Und warum schreiben Sie gerade Haiku?

Es ist über 30 Jahre her, dass ich mich dafür erwärmt habe. Mich fasziniert, einen langen Gedankenstrang auf 17 Silben zu reduzieren. Drei Zeilen, die etwas aussagen – das macht mir Spaß.

Fällt Ihnen spontan ein Haiku ein, das Ihren Gemütszustand beschreibt?

Mein Lebensweg ist/ grün vernarbt – über Vieles/ ist Gras gewachsen. Oder gleich noch eins: Die Erde ist schon/ hart gefroren – ich vergaß/ das Winter ist.Interview: JAHU

■ Blumenthaler Bücherstube, Kapitän-Dallmann-Straße 8, Sa, 16 Uhr