Die Ambivalenz des Preispatrons

R. A. SCHRÖDER Im Rahmen der Literarischen Woche wird erstmals über einen angemessenen Umgang mit dem Bremer Literaturpreis-Patron diskutiert

Die diesjährige „Literarische Woche“, in deren Rahmen die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung den Bremer Literaturpreis an Friederike Mayröcker verleiht, hat sich dem Motto „Was fehlt – Was bleibt...?“ verschrieben. Ab Dienstag finden 15 Veranstaltungen statt, die „Strategien des Erinnerns und Vergessens“, so der Untertitel, in ihren Fokus nehmen.

Neben Clemens Meyer mit „Gewalten – Ein Tagebuch“ ist dieses Jahr erstmals Hanns-Josef Ortheil mit seiner autobiografisch geprägten „Moselreise“ präsent. Ein Autor, den man bei den bisherigen Preisvergaben übrigens vergessen hat.

Selbst die Verleihungszeremonie kann mit dem Gesamtmotto assoziiert werden: Sie findet am 26. Januar statt, dem Geburtstag von R. A. Schröder, zu dessen Ehren der Preis 1953 gestiftet wurde. Kurz zuvor, Anfang der 50er, hatte die Zeit daran erinnert, dass Schröders „Deutscher Schwur“ fester Teil des HJ-Morgenrituals war. Anlass dieser Anmerkung war die Aufforderung von Bundespräsident Theodor Heuss an Schröder, eine neue deutsche Nationalhymne zu dichten. Seither jedoch bestimmte eine „Strategie des Vergessens“ das Image des Bremer Ehrenbürgers. Gemeinhin gilt Schröder, so im Kindler-Literaturlexikon, als moralisch unanfechtbarer Repräsentant der „Einheit von klassischer Dichtung und christlichem Ethos“.

Am 1. Februar soll nun über das angemessene „Erinnern“ an Schröder diskutiert werden. Zunächst stellt die Bremer Kulturwissenschaftlerin Katharina Uhl ihre Forschungen zu Schröders Rolle im „Dritten Reich“ vor, die sie im Auftrag des Kultursenators recherchiert hat – Auslöser waren Presseberichte über die feierliche Verleihung der „Medaille für Kunst und Wissenschaft“ an Schröder, die der NS-Senat eigens zu dessen 60. Geburtstag gestiftet hatte. Die derart demonstrierte Dehnbarkeit des Begriffs „Innere Emigration“, der für Schröder immer noch geltend gemacht wird, ist anschließend Thema einer Podiumsdiskussion mit Vertretern der Stiftung, des Kulturressorts, der taz und dem Literaturprofessor Wolfgang Emmerich, der das Standardwerk über den Bremer Literaturpreis verfasst hat.

HENNING BLEYL

Schröder-Diskussion: 1.  2., 19 Uhr, Stadtbibliothek. Weiteres: www.literarische-woche.de