„Grabe, wo du stehst“

SANDBOSTEL Der Gedenkstätten-Leiter beschreibt die Wandlung des einstigen „Stalag X B“-Lagers

■ ist Koordinator der Dokumentations- und Gedenkstätte Lager Sandbostel bei Bremervörde.

taz: Das NS-Lager Sandbostel durchliefen bis zu einer Million Menschen, bis zu 50.000 von ihnen starben. Wie wandelt man so einen Ort zur Gedenkstätte um?

Andreas Ehresmann: Um die Wandlung musste gerungen werden. Wie in vielen Regionen – etwa in Neuengamme – war es auch in Sandbostel von der Bevölkerung nicht gewollt, dass vor Ort an die Geschichte erinnert wird. Diese Widerstände ließen sich erst Ende der siebziger Jahre überwinden. Damals begannen junge Leute, – ich nenne sie die „Grabe, wo du stehst-Bewegung“ – die Lokalgeschichte zu erforschen.

Wurde das Lager damals noch genutzt?

Ja, anfangs als Internierungslager, dann als Knast, als DDR-Flüchtlingslager, später als Bundeswehrdepot. Diese Nachnutzung hat ein wenig den Deckel auf die historisch-moralische Verantwortung gelegt.

Wo stehen Sie heute?

In der anstehenden zweiten Sanierungsphase wollen wir zwei Gebäude zu Ausstellungsgebäuden umbauen. Vieles in der Geschichte von Sandbostel wurde noch nicht erschöpfend wissenschaftlich aufgearbeitet. Dazu wurden nun neue Kollegen eingestellt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wollen wir dann in Daueraustellungen präsentieren. All das ist sehr mühselig, möglich ist es nur, weil auch private Vereine sich mit hohem Einsatz in der Gedenkstätten-Stiftung engagieren.

Interview: Christian Jakob

„Vom Kriegsgefangenenlager zur Gedenkstätte“, 11 h, Haus der Wissenschaft