Mäzene: Die Kunst der Bescheidenheit

Die Sammler und Förderer Karin und Uwe Hollweg unterhalten ein hochkarätiges Museum, dass der Öffentlichkeit noch unzugänglich ist, aber jetzt als Buch erscheint

Wie ein Museum, nur privater: das Hollweg-Haus. Bild: Jan Zier

Anderenorts bekommen Sammler wie sie ein eigenes Museum gebaut. Auf Staatskosten. In München etwa, aber beileibe nicht nur. Doch das ist nicht die Sache von Karin und Uwe Hollweg. Ein Privat-Museum haben sie trotzdem, am Altenwall, gleich neben der Kunsthalle. Auf eigene Kosten. Zu besichtigen ist es bislang nur auf Anfrage. Deswegen erscheint das Haus und seine Sammlung jetzt, für alle zugänglich - in Form eines opulenten Katalogs, der auch biographische Aspekte beleuchtet, zugleich wissenschaftlichen Ansprüchen standhält.

Rund 600 Werke aus dem 20. Jahrhundert umfasst die Sammlung, mit einem Schwerpunkt in der Kunst des Fluxus und des abstrakten Expressionismus. Emmett Williams und Richard Hamilton, Mark Tobey und Wolfgang Otto Schulze (Wols) sind hier jeweils mit einer ganzen Reihe von Werken vertreten, aber auch andere große Namen, manche nur mit einem einzigen Bild. Salvator Dalí etwa, dessen "Un Homme sur la Lune" eines der ersten war, dass die Hollwegs seit dem Beginn der Siebziger kauften. Aber auch John Cage und Max Pechstein finden sich hier, Andy Warhol, David Hockney oder Francis Bacon. Und so weiter. Jüngst kam als Künstler der Bremer Christian Haake dazu. Wieder verkauft wird hier nichts: "Was da ist, ist da", sagt Karin Hollweg. Und dass sie nicht Namen kaufen, sondern Kunst, die ihnen gefällt. Weil: "Selbst der tollste Künstler hat mal schäbige Kunstwerke gemacht", sagt sie. Und umgekehrt.

2012 - wenn Hollwegs zusammen 140 Jahre alt werden - wollen sie die Sammlung ihrer seit 1996 bestehenden Stiftung schenken, die soll später auch das ganze Haus bekommen. Um die Sammlung als Ganzes zu erhalten, abzusichern, so gut das geht. Dann könnte sie, sagt Uwe Hollweg, von Zeit zu Zeit dem breiten Publikum geöffnet sein.

Über mehrere Etagen zieht sich heute das Museum im Hollweg-Haus, sein Flair hebt sich wohltuend von den sterilen, leblosen White Cubes ab, in denen zeitgenössische Kunst meist stattfindet. Der Dalí hängt über einer alten Kommode, anderes dicht gedrängt, gegeneinander versetzt, so wie früher, bei Hollwegs im Wohnzimmer. Da und dort stehen Möbel aus Familienbesitz, Sessel, Stühle und Tische, darauf Aschenbecher. Trotzdem bekommt man nie das Gefühl, zu sehr in anderer Leutes Privatgemächer einzudringen.

Ihr Geld haben sie einst im Sanitär- und Heizungsgroßhandel verdient. Die Firma Cordes & Graefe war Marktführer - man könnte auch sagen: Quasi-Monopolist - und Uwe Hollweg ihr Geschäftsführer. Von 1975-79 sowie von 1983-91 saß er für die CDU in der Bürgerschaft, als Landesvorsitzender war er der Vorgänger von Bernd Neumann, ehe er sein Amt abgab, aus Protest: Franz Josef Strauß wurde Kanzlerkandidat. Heute ist er Ehrenbürger. Kunst gesammelt hat all die Jahre in erster Linie seine Frau, die selbst Malerin, Buchillustratorin ist, eigene Ausstellungen auch im Ausland hatte.

Heute sind beide vor allem Mäzene, wobei sie selbst es lieber "Förderer" nennen. Lange ist die Liste der Institutionen, vor allem in Bremen, die sie unterstützen. Mit welchen Summen - das wird wohl ewig ihr gut gehütetes Geheimnis bleiben. Aus Bescheidenheit. Und weil sie die Nachfrage fürchten.

Andreas Kreul (Hrsg.): Karin und Uwe Hollweg-Sammlung, DuMont, 49,95 Euro - ab 25. Mai im Handel

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