„Ein faszinierendes Leben“

THEATER Der Literaturkeller erinnert an einen in Vergessenheit geratenen Weltstar: Sarah Bernhardt

■ ist Schauspieler und Betreiber des Literaturkellers, der sich als das „kleinste Theater Bremens“ bezeichnet.

taz: Herr Vermeer, ist ihr Theater das einzige, das jetzt spielt?

Benedikt Vermeer: Ich fürchte: Ja.

Mit welchem Erfolg?

Eigentlich läuft es ganz gut, es gibt ja kaum Konkurrenz.

Und nur 20 Plätze. Haben Sie schon mal über ein größeres Haus nachgedacht?

Das besondere am Literaturkeller ist ja, das es ein 140 Jahre alter Weinkeller ist, ein holzvertäfelter Raum, in dem man nahe an der Bühne sitzt. Es ist schön, so wie es ist, auch wenn ich immer mal Leute nach Hause schicken muss, die nicht reserviert haben.

Heute läuft dort „Ich, Sarah Bernhardt“. Wie kamen Sie gerade auf diese Frau?

Sie war eine große Schauspielerin, der erste Weltstar des Theaters. Sie lebte ein faszinierendes Leben voller Liebe und Tragödien, Leidenschaften und Männergeschichten. Unsere russische Regisseurin hat das Stück extra für den Literaturkeller geschrieben und inszeniert. Es gibt kein großes Bühnenbild, der Raum selbst ist die Bühne. Das Stück spielt in der Garderobe von Bernhardt, nach einem Auftritt.

Sie wurde berühmt, weil sie Männerrollen spielte ...

Bei uns wird sie von einer Frau gespielt. Und ich bin ihr Faktotum, langjähriger Diener und Begleiter.

Ist sie aus ihrer Sicht ein Vorbild?

Ja, wobei sie aus einer Zeit kommt, in der der Pathos auf der Bühne noch viel größer war. Technisch würde man heute ganz anders spielen. Sie hat aber sehr modern gespielt, war mit Leib und Seele Schauspielerin.

Ist heute aber vergessen.

Im Ausland ist sie sehr bekannt, hier kennen sie vor allem Insider. Das versuchen wir zu ändern.

Bei ihnen zahlt man ja keinen Eintritt. Was kommt auf freiwilliger Basis zusammen?

Zwischen zehn und 15 Euro. Je jünger das Publikum ist, desto weniger kommt zusammen. Aber der Durchschnitt der Leute ist eher älter. Interview: mnz

20 Uhr, Schildstraße 21