Neuer Naziladen : Baguettes a la Sportsfreund

Viele Lilienthaler befürchten, dass "Kategorie C"-Sänger Ostendorf aus seinem Baguette-Imbiss ein Nazi-Zentrum macht. Sein Gewerbe will er auf Kleidung und CDs ausdehnen

Der Imbiss "Baguette de France" in Lilienthal bei Bremen, in dem demächst offenbar Nazi-Klamotten verkauft werden sollen Bild: taz

Als das letzte Mal in Lilienthal antifaschistischer Protest laut wurde, waren die Bewohner des Bremer Vorortes noch selbst das Ziel der Kritik: 2000 sollte der kurdische Jugendliche Hakki Yildirim abgeschoben werden, statt ihn zu unterstützen, sammelte man in Lilienthal Unterschriften, um seine Abschiebung zu beschleunigen. Auch elf Jahre später werden wieder Unterschriften gesammelt, diesmal aber antifaschistisch motiviert: Lilienthaler befürchten, ein Neonazi-Zentrum könnte an der Hauptstraße mitten im Ort entstehen.

Seit 2006 betreibt Hannes Ostendorf in der Lilienthaler Hauptstraße 67 seinen Imbiss "Baguette de France". Ostendorf meldete nun für den 1. Dezember bei der Gemeinde Lilienthal eine Erweiterung seines Gewerbes an. Nicht mehr nur mit Salaten, Baguettes und Crêpes, sondern auch mit Kleidung und CDs will er fortan Handel betreiben.

Das hat die Lilienthaler aufgeschreckt. Denn Ostendorf ist ein verurteilter Gewalttäter und Sänger der Rechtsrock-Band "Kategorie C". Ein Konzert der Band wurde vor zwei Wochen in Bremen verboten. Hannes Bruder, Marten Ostendorf, verkaufte in seinem Bremer Laden "Sportsfreund" neben Sportlernahrung auch rechte Modemarken wie "Thor Steinar". Laut Verfassungsschutz war das Geschäft ein "Treffpunkt der subkulturell geprägten Rechtsextremisten". Im Juli schloss der Laden.

Dass der vor den Toren Bremens wieder aufmacht, ist die Befürchtung. Der Vorstand des örtlichen Schwimmverbandes DLRG initiierte einen offenen Brief an Lilienthals grünen Bürgermeister Willy Hollatz und bittet ihn, "alles in seiner Macht stehende" zu tun, um "die Gründung eines Rechtsradikalentreffs mitten in Lilienthal zu verhindern". Nach ihren Informationen will Ostendorf "für den neuen Zweck weitere leer stehende Räume in dem gleichen Gebäudekomplex" anmieten.

Sie könnten es wissen, denn in dem gleichen Haus hat die Ortsgruppe des DLRG auch ihre Schulungs- und Versammlungsräume. DLRG-Sprecher Günter Reichert sagt: "Bei der Landjugend, insbesondere weiter draußen, ist der Rechtsrock beliebt." Wenn sich die Anhänger in dem Laden treffen, traue sich niemand mehr zu den DLRG-Ausbildungsveranstaltungen, befürchtet Reichert. Die 16 Erstunterzeichner des Briefes werben bei anderen Vereinen im Ort um Unterstützung.

Lilienthals Bürgermeister Hollatz allerdings sieht derzeit keinen Ansatz, etwas zu unternehmen. Aufklärung über Rechte in der Region sei sinnvoll. Aber: "Hier ist die Politik gefragt, nicht die Verwaltung." Vielleicht sei ja auch nur ein Online-Versand geplant, so Hollatz. Er will mit dem Vermieter sprechen.

Dieser wollte sich gegenüber der taz zu der Angelegenheit nicht äußern. Ostendorf wiederum bestritt in Lilienthals lokaler Zeitung die Erweiterungspläne. Er fühle sich durch derlei "frei erfundenen Geschichte" als "Privat- und Geschäftsmann beschädigt". Seine Band, beteuert Ostendorf regelmäßig, sei völlig "unpolitisch".

Doch auch die Fußballer des örtlichen "TSV St. Jürgen" finden Ostendorf nicht mehr tragbar. Ihnen hatte er Trikots geschenkt, mit Werbeaufdruck seiner Baguetterie. Im Oktober bekam der Vereinsvorstand einen Hinweis, daraufhin wurden die T-Shirts vernichtet und sich von Ostendorf distanziert. Von dessen rechten Ansichten will im Verein niemand etwas gewusst haben.

Dabei hatten erst im September Mitglieder des Bremer Ladenschluss-Bündnisses 1.000 Flugblätter an Lilienthaler AnwohnerInnen verteilt, in denen sie über den Imbiss-Besitzer aufklärten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.