Ohne Heldinnen

AUSSTELLUNG Die Uni Bremen widmet ihren führenden Professorinnen eine Porträtserie der Fotografin Julia Baier. Eine Wertschätzung, die zugleich Werbung in eigener Sache ist

Die Uni Bremen hat einen Professorinnenanteil von 25 Prozent – sie nimmt damit im bundesweiten Vergleich einen Spitzenplatz ein.

■ Von 42 Führungspositionen waren zuletzt elf mit Frauen besetzt. Immerhin war das Rektorat 2011 erstmals paritätisch besetzt.

■ 2010 gab es 291 Professuren, 73 davon waren mit Frauen besetzt, dazu 17 Habilitationen, von denen drei von Frauen kamen. (taz)

VON JAN ZIER

Das Wichtigste ist: Sie begegnen dir auf Augenhöhe. Obwohl sie Professorinnen sind, dazu Dekaninnen, Direktorinnen oder Konrektorinnen der Uni Bremen. Obwohl sie ebenda Teil eines hierarchischen Systems geworden sind, indem sie vorn, oben stehen. Obwohl sie vielfach getragen werden von einer gewissen Ehrfurcht, die man hierzulande gemeinhin jenen entgegenbringt, die gleich mehrere akademische Titel vor dem Namen tragen.

Die Fotografin Julia Baier verweigert sich dem bewusst. 19 Professorinnen hat sie – im Auftrag der Uni selbst – für ihre großformatige Serie „Unispitzen“ porträtiert, nie ist ihr Blick leicht von unten herauf, also heroisierend, „Helmut-Newton-mäßig“, wie Baier das selbst nennt. „Ich wollte keine Ikonen schaffen“, sagt sie.

Anlässlich ihres 40. Geburtstages erinnert sich die Uni ihrer Professorinnen, nein, sie möchte sie „gerne ausdrücklich und auf besondere Weise wertschätzen“, wie es in der Arbeitsstelle Chancengleichheit heißt. Besonders jene, die auch eine Führungsrolle übernommen haben, also mindestens Sprecherin eines Forschungsverbundes sind oder sich eine Weile an die Spitze der Verwaltung stellen. Außerdem trifft es sich gut, dass schon bald die Jury der Exzellenzinitiative die Uni besuchen kommt, wo es ihr doch erstmals gelungen ist, in die Endrunde dieser besonders lukrativen Fördermaßnahme vorzudringen. Da ist so eine Ausstellung natürlich eine gute Werbung in eigener Sache. Für Julia Baier ist sie dennoch „kein Alibi“, sondern ihr Anliegen ist „durchaus ernst gemeint“.

Die heute in Berlin lebende Fotografin hat einst selbst an der Bremer Uni studiert – Psychologie, Romanistik und Kunst – später dann auch an der Bremer Hochschule für Künste. Ihre Arbeit wurde inzwischen mehrfach preisgekrönt, sie war und ist in der taz und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Brigitte, GEO oder dem Spiegel zu sehen, dazu in zahlreichen Ausstellungen, in denen es dann gerne um Badekultur geht.

Ihre Porträts der „Unispitzen“ hat sie plakatähnlich auf Stelen im Format 1,20 x 2,15 aufgezogen – schon aus pragmatischen Gründen, denn es geht hier um eine Wanderausstellung, aber auch, weil das viel weniger museal wirkt, greifbarer als ein Foto mit Passepartout drumrum hinter einem Glas- und Stahlrahmen. Dicht gedrängt stehen sie da, im Foyer eines der ansonsten schmucklosen Unizweckbauten. Nie sieht man eine Professorin allein, stets sind die anderen mit im Hintergrund. Am Ende gewinnst du den Eindruck: Wow! Es gibt ja doch eine ganze Menge Professorinnen hier an der Uni. Mission erfüllt.

Baier arbeitet allein mit dem vorhandenen Tageslicht, ihre Bilder wirken deswegen nicht artifiziell, inszeniert – wiewohl sie natürlich gestellt sind, die Uni Bremen dafür stets den neutralen Hintergrund bildet. Sie wirken wunderbar authentisch, fangen zugleich geschickt die stilleren, nachdenklicheren Momente einer persönlichen Begegnung ein. Und doch drängen sich die Porträtierten hier nicht eitel als Alpha-Weibchen in den Vordergrund. Ganz im Gegenteil. Immer wieder strahlen sie eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung aus. Die Frauen hier sind sich ihrer Fähigkeiten und Errungenschaften sehr wohl bewusst, tragen sie aber weniger offensiv zur Schau. Und erscheinen deshalb meist wohltuend unprätentiös.

Die Ausstellung wird von einem (auf der Website der Uni auch als Download erhältlichen) Katalog begleitet, der jede der 19, zum Teil schon pensionierten Wissenschaftlerinnen vorstellt, sie fragt, wie und warum sie Professorin und Chefin geworden sind. Und sie auch nach ihren Tipps für den Nachwuchs befragt.

Bis 31. Januar im Foyer des Mehrzweckhochhauses (MZH) der Uni Bremen, Bibliothekstraße 1. Vom 1. Februar bis 30. März wird die Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek präsentiert. Eintritt frei