„Nichts wird aufgeklärt“

VERLEIHUNG Die Jury des Bremer Literaturpreises ehrte gestern in der Oberen Rathaushalle Marlene Streeruwitz, Joachim Meyerhoff und R. A. Schröder

Der Bremer Literaturpreis wird seit 1954 an deutschsprachige Schriftsteller für ein Einzelwerk vergeben und gehört zu den höchst dotierten Auszeichnungen dieser Art

Die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz (61) hat am Donnerstag den mit 20.000 Euro dotierten Bremer Literaturpreis bekommen. Mit der Auszeichnung im Rathaus der Hansestadt wurde ihr jüngster Roman „Die Schmerzmacherin“ gewürdigt. „Was mit einem Menschen geschieht, der Schmerzen erleidet, zeigt Marlene Streeruwitz in diesem buchstäblich atemberaubenden Buch“, sagte die österreichische Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl als Jurymitglied in ihrer Laudatio im Verlauf des Festaktes.

Im Mittelpunkt des Romans steht Amy, Mittzwanzigerin und Tochter einer Fixerin, die bei einer privaten Sicherheitsfirma anheuert: „Allsecura“ hat sich auf Verhöre in Kriegsgebieten spezialisiert, auch in Afghanistan. Auf ihre Einsätze wird Amy mit Planspielen vorbereitet, in denen es um Gefahr und Gewalt geht. Als sie beschließt, auszusteigen, gerät sie endgültig in die Fänge einer undurchsichtigen, aber brutalen Organisation. Ein Szenario, das auch die Frage aufwirft, welche Rolle Frauen in der internationalen Sicherheitsbranche und im „Kampf gegen den Terror“ spielen.

Streeruwitz werde für einen Thriller gewürdigt, der alle Gesetze des Thrillers verletze, begründete die Jury ihre Entscheidung. „Nichts wird gut, nichts wird aufgeklärt. ‚Die Schmerzmacherin‘ nimmt den Leser mit in die Bedrohung einer überkontrollierten Welt.“

Streeruwitz lebt in Berlin, Wien, London und New York. Sie erhielt für ihre Werke bereits zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Droste-Preis und den Peter-Rosegger-Literaturpreis. Sie arbeitet auch als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Ein mit 6.000 Euro dotierter Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ging an den 1967 geborenen Schauspieler Joachim Meyerhoff („Rubbeldiekatz“) für seinen Debütroman „Alle Toten fliegen hoch. Amerika“. Der in Schleswig aufgewachsene Meyerhoff ist seit 2005 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters.

Der traditionsreiche Bremer Literaturpreis wird seit 1954 jährlich an deutschsprachige Schriftsteller für ein Einzelwerk vergeben und gehört zu den höchst dotierten Auszeichnungen dieser Art. Die vom Senat gegründete Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung finanziert ihn und verleiht ihn alljährlich am Geburtstag des Dichters. Unter den Preisträgern sind Friederike Mayröcker, Alexander Kluge, Elfriede Jelinek und Peter Rühmkorf. Zusätzlich wird seit 1977 ein Förderpreis ausgelobt.  (epd)