Poker um Gleis-Grundstück

BAHN Der Beirat Mitte lehnt den Verkauf einer Fläche beim Güterbahnhof ab. Dort soll ein neues Gleis entstehen. Findorffer wollen lieber einen Park

„Für mehr als verbesserten Lärmschutz reicht der Hebel aber wohl nicht“

Ortsamtsleiter Robert Bücking

Keine Zustimmung werde der Beirat Mitte dem Verkauf des Grundstückes am Güterbahnhof geben. Das hat Ortsamtsleiter Robert Bücking bereits im Vorfeld angekündigt. Auf der Fläche soll die „Oldenburger Kurve“ entstehen, ein zusätzliches Gleis, das vom Hauptbahnhof aus in Richtung Neustadt abbiegt. Der Beirat fordert einen besseren Lärmschutz, solange verweigere er seine Zustimmung. Zwar plane die Bahn bei dem Gleis auf beiden Seiten Lärmschutzwände, so eine Bahn-Sprecherin. Doch das reicht dem Beirat nicht.

Bücking sieht das größte Problem in einer Gleisbrücke über dem Breitenweg, bei der Lärmschutzwände schwierig zu installieren seien. Nach der Ablehnung des Verkaufs hat die Stadt vier Wochen Zeit, um neu zu verhandeln, dann geht es wieder zurück in den Beirat. Das Grundstück könnte auch ohne dessen Zustimmung verkauft werden, dazu müsste erst die Bürgerschaft debattieren, dann die Wirtschaftsdeputation entscheiden. Dabei fielen aber nicht nur politisch Späne, sondern das kostet auch Zeit. Und: Hierin liegt vielleicht des Beirats größter Trumpf, denn die Bahn macht Druck. Finanziert wird der Gleis-Neubau aus dem Sonderprogramm „Seehafen-Hinterlandverkehr“ des Bundes – und das läuft 2013 aus. Bis dahin muss gebaut werden.

Für mehr als verbesserten Lärmschutz reiche der Hebel aber wohl nicht, so Ortsamtsleiter Bücking. Dabei gibt es für die Fläche noch ganz andere Ideen: Eine Initiative aus Findorff etwa möchte einen Park, der die angrenzenden Stadtteile Findorff, Mitte und Walle miteinander verbindet. Seit etwa zehn Jahren gehört das Grundstück der Stadt. Damals wurde es für 25 Euro pro Quadratmeter der Deutschen Bahn abgekauft. Der Verkauf des Teil-Grundstückes an die Bahn bringt 35 Euro pro Quadratmeter, also insgesamt etwa 700.000 Euro. Das neue Gleis aber würde die Fläche teilen. Die vielen Ideen, die es dafür immer wieder gab, wären dann passé. Erst kürzlich stellten Architektur-Studenten ihre stadtplanerischen Entwürfe in der Hochschule aus. Und nun wollen die Findorffer eben einen Park. Dafür legen sie sogar selber Hand an. Ab 15.30 Uhr ruft eine Bürgerinitiative dazu auf, auf der Brache Blumen zu sähen. Ob das die Bahn aufhält, ist fraglich. Denn durch den Jade-Weser-Port wird der Güterverkehr über den Bremer Hauptbahnhof erheblich zunehmen. Und den Verkehr vom LKW auf die Schienen zu bringen ist ein „Bremisches Interesse“, so Brigitte Köhnlein, Sprecherin des grünen Bausenators Lohse. JPB