„An der Heimatfront“

LESUNG Bernd Volkert stellt die Autobiografie des Weathermen-Aktivisten Bill Ayers aus den USA vor

■ 40, hat nur wenig Fotos von sich und schrieb das Vorwort zur deutschen Ausgabe von Bill Ayers’ Autobiografie.

taz: Herr Volkert, ist Barack Obama Freund eines Terroristen?

Bernd Volkert: Als Obama Kontakt zu Bill Ayers hatte, war dieser überhaupt kein linker Terrorist mehr, sondern Pädagogik-Professor an der Universität von Chicago. Als linkspopulistischer Aktivist war er da an gegen Israel gerichtete Aktionen beteiligt. Das finde ich inhaltlich suspekter, als dass Ayers irgendwann in den 70ern mit den „Weathermen“ Bomben gelegt hat.

Kann man die mit der RAF vergleichen?

Die „Weathermen“ agierten zur gleichen Zeit in den USA, ebenfalls aus dem Untergrund. Aber sie planten ihre Anschläge so, dass niemand umkam und waren weit entfernt vom Marxismus oder Maoismus, sondern vertraten viel stärker eine moralistische Haltung: Sie meinten, für die Unterdrückten in den USA zu kämpfen, für die Schwarzen, Indianer, für die Frauen.

die Themen ihrer Zeit?

Ja, um 1970 waren der Vietnam-Krieg und die Schwarz-Weiß-Situation in den USA die innenpolitischen Themen. Sie sahen sich an der Heimatfront, um die Befreiungskämpfe von Leuten in Afrika und in Vietnam zu verlängern, um „im Herzen der Bestie“ tätig zu sein.

Wie kam es zu ihrer Militanz?

Die Weathermen gingen aus internen Splitterkämpfen im SDS hervor, den „Students for a Democratic Society“. Es gab eine Frustration, dass es in den 60er-Jahren nicht zum Umsturz gekommen war und die Hoffnung, mit gewalttätigen Mitteln das doch noch zu erreichen.

Die „Weathermen“ kamen milder davon als die RAF-Leute.

Anfang der 80er sind ihre Mitglieder recht gelassen aus dem Untergrund aufgetaucht. Jimmy Carter war Präsident, der Krieg war verloren. Wegen Verfahrensfehlern des FBI wurden sie in der Regel nicht verurteilt. Erst unter Reagan gab es für einen ehemaligen Weatherman dann eine hohe Haftstrafe von 75 Jahren. INTERVIEW:
KIS

20 Uhr, Villa Ichon