„Die Banken sind schuld“

DISKUSSION Attac und die Linke beschäftigen sich mit europäischer Armutspolitik – auch im Ruhrgebiet

■ 58, die Architektin und Raumplanerin ist Mitglied im bundesweiten Koordinierungskreis von Attac.

taz: Frau Sack, mit Schulden kennen Sie sich aus, oder?

Kerstin Sack: Ja, ich komme aus Hagen, eine der höchst verschuldeten Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Wir müssen hier ständig neue Sparprogramme über uns ergehen lassen.

Welche?

Hier schließen Schwimmbäder und das Stadttheater steht zur Disposition.

Aber doch nur deshalb, weil kein Geld mehr da ist, um das weiter zu unterhalten.

Das kann man auch anders sehen: Die Schulden steigen ja weiter, obwohl überall gekürzt wird, einfach weil die Zinsen so hoch sind. Die Lösung der Politiker ist, ein Programm für notleidende Kommunen aufzulegen – aber mit der Verpflichtung zu weiterem Sparen. Das, was Hagen passiert, geschieht mit Spanien und Griechenland – ich lehne das ab.

Was schlagen Sie vor?

Ein Schulden-Audit, also ähnlich wie in Frankreich eine Aufstellung, wie die Schulden entstanden sind, wer verantwortlich ist und wer davon profitiert. Und dann eine Schuldenstreichung.

Aber dann fehlt das Geld an anderer Stelle – bei den Banken.

Was wir brauchen, sind öffentliche Banken, die vernünftige Zinssätze anbieten und nicht daran verdienen.

In Spanien und Griechenland gehen die Leute wegen der Kürzungsprogramme auf die Straße. Ist es ruhig in Hagen?

Aber ich glaube, dass die Leute sauer sind. Vor allem, wenn sie wie jetzt lesen, dass der Geschäftsführer des Wohnungsbauunternehmens mit einer Feier verabschiedet wird, die 38.000 Euro gekostet hat.

Interview: EIB

Podiumsdiskussion: 19 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 3-5