BRAINSTORM

Mitte April schockte die Schweizer Weltwoche mit einer unglaublichen Enthüllung: Die Roma fielen in die Schweiz ein, titelte sie, und sie klauten was das Zeug hält. Der Schock freilich war für jene, die ihre Begabung zur Vernunft nicht verkümmern lassen, am größten: Solch offenen Antiziganismus hätten die meisten abseits von Ungarns rechtsextremer Partei Jobbik kaum mehr vermutet. Dass das Ressentiment Sinti und Roma aber bis heute in ganz Europa trifft, zeigt Klaus-Michael Bogdal in seinem neuen Buch „Europa erfindet die Zigeuner – Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“. Am Donnerstag ab 19 Uhr wird der Bielefelder Germanist daraus lesen, in der Stadtbibliothek, Am Wall 201. Welche jahrhundertealte Tradition der Antiziganismus hat und wie er sich bis heute halten konnte, darüber kann im Anschluss mit Bogdal diskutiert werden.

Am selben Abend um 20 Uhr geht es um jene, die ihre rechtsextremen Ressentiments im demokratischen Gewand verstecken. In seinem Vortrag „Rechtspopulismus in Europa. Strategien – Strukturen – Akteure“ wird taz-Autor Robert Misik erklären, was die Ursachen dafür sind, dass Rechtspopulisten in Europa salonfähig geworden sind. Und: wie auf deren kulturalistisch geprägten Rassismus, der als „Islamkritik“ verpackt ist, auf ihre EU-Feindlichkeit oder die Forderung nach mehr direkter Demokratie reagiert werden kann. Und zwar im EuropaPunktBremen, Am Markt 1. Zuvor wird dort zum gleichen Thema von 15 bis 18 Uhr ein Workshop angeboten.

Wie Rechtsextreme wiederum den als links geltenden Hardcore-Punk unterwandern und inwiefern die Abstinenz- und Reinheits-Ideologie der Straight-Edge-Szene dafür einen Anknüpfungspunkt bietet, darüber spricht der Autor des Buches „Out of Step“, Ingo Taler, in seinem gleichlautenden Vortrag am Samstag um 19.30 Uhr im Infoladen, St. Paulistraße 10.  KIS