„Noch nicht bewohnbar“

DEMO Der Zucker-Club fordert Unterstützung als kulturelle Einrichtung

■ 27, ist Pressesprecherin vom Zuckernetzwerk und Studentin in Bremen.

taz: Frau Goszyk, Sie veranstalten als Techno-Club eine Demo. Wird das eine Love Parade?

Noemi Goszyk: Nein, wir sind nicht nur ein Club, sondern sehen uns als Kulturnetzwerk. Wir versuchen, künstlerischen Raum mit unserer politischen Grundhaltung zu verbinden, die jegliche menschenverachtende Haltung und Diskriminierung ablehnt.

Worum geht es heute, brauchen Sie Geld?

Wir haben gerade den Verein, das „Zuckerwerk“, mit dem Ziel gegründet, ein Kulturzentrum aufzubauen. Dafür fordern wir finanzielle Unterstützung. Einen Antrag dafür haben wir beim Bremer Kultursenator gestellt. Außerdem fordern wir von der städtischen Verwaltung die Überlassung eines leer stehenden Gebäudes in der Neuenlander Straße.

Andere Discos kriegen doch auch kein Geld. Warum Sie?

In seinem fünfjährigem Bestehen lief das Zucker auch rein privatwirtschaftlich. Aber es gibt seit Beginn eine Ateliergemeinschaft und in unseren Räumen finden viele Treffen von politisch aktiven Gruppen statt. Wir sind eine kulturelle Einrichtung und brauchen wie andere Kulturzentren finanzielle Unterstützung.

Warum machen Sie nicht weiter wie bisher?

Wir sind alle deutlich über unsere Grenzen gegangen und haben sehr viel Arbeit für geringe Bezahlung geleistet. Die Atelier-Leute haben die Räume für Veranstaltungen häufig aufwendig gestaltet. Künstlerische und kulturelle Produktionen brauchen viel Zeit, bringen aber wenig Geld ein. Unsere musikalischen Produktionen sind nicht kommerziell ausgerichtet. Der Club allein kann die Finanzierung nicht mehr tragen.

Wie geht’s jetzt weiter?

Wir warten die Antwort des Kulturressorts ab und hoffen auf die neuen Räumlichkeiten. Die sind allerdings so noch nicht bewohnbar.

Warum nicht?

Es gibt bisher kein Wasser, keine Heizung und keinen Strom. Die Sicherheitsbestimmungen sind nicht erfüllt, es müssen neue Fluchtwege geschaffen werden. Die Instandsetzung des Gebäudes gehört auch zu unseren Forderungen, ebenso die Übernahme der Mietkosten und eine Bezahlung von Arbeitsstellen im organisatorischen Bereich.

Und wenn Sie Erfolg haben?

Dann soll ein Kulturzentrum in der Tradition des Zuckers entstehen. Geplant sind Ateliers, Proberäume, Seminarräume und Veranstaltungsräume für Theater und Konzerte. Strukturen, in denen sich Amateure und semi-professionelle Künstler, Kreative, Musiker, politisch engagierte und viele andere bewegen und diese mitgestalten können. Es soll auch wieder einen Club geben.  Interview:HMM

15 Uhr, Bahnhofsvorstadt