LESERPOST
:

Entfremdete Wirtschaftsförderung

■ betr.: „Durch Schließung ‚gestärkt‘“, taz.bremen vom 7. 6. 12

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) überwuchert gerade das Bremer Pflänzchen Ceon und Herr Heseler nebst Wirtschaftsförderung merken dies nicht – oder sie heißen es gut, weil sie sich die Schmach nicht eingestehen wollen. Das nun vom DLR mittels Bundesmitteln intensiv gedüngte Beet heißt „Marissa“. Das neben diesem Beet wachsende Bremer Gewächs, die Gauss, welches sich seit 2006 angeregt von der Wirtschaftsförderung und zunächst unbezahlt, da im Landesbesitz befindlich, für maritime Satellitenanwendungen engagierte, wurde von der Wirtschaftsförderung zum Jahreswechsel vorsorglich ausgerupft. Das Ceon erstarb sicher auch an mangelnder Nachfrage der zivilen maritimen Wirtschaft an satellitengestützter Erdbeobachtung; und dies ist der andere Skandal: die Entfremdung der Wirtschaftsförderung von der Bedarfslage der maritimen Wirtschaft, hier Reedereien und Hafenbetriebe, die leider zu beschäftigt sind um dieser fortgesetzten Luftnummer kritische Aufmerksamkeit zu widmen. (...) Die von den zivilen Akteuren verschmähte und von Seiten DLR perfektionierte Schiffsdetektion ist natürlich militärisch relevant und der EU-Grenzschutz wird zweifellos militarisiert. Ist dieses Betätigungsfeld im Netzwerk Marissa für die Netzwerkpartner Rheinmetall Defence, Atlas Elektronik, EADS Astrium und OHB nun zivil oder militärisch? Die dortigen Managements würden sicher niemals Heselers Aussage treffen, wonach eine klare Ausrichtung auf zivile Themen besteht. Somit hat Kristina Vogt von der Linkspartei völlig Recht. Schade, dass die Grünen sich hier disqualifizieren.  Antje Willnow, Bremen

Angst und bang um Menschlichkeit

■ betr.: „Oase für Sterbende“, taz.bremen vom 5. 6. 12

Ein Hospiz in direkter Nachbarschaft zu einer Kinder- und Jugendeinrichtung? Todgeweihte, die mit ausgehöhlten Augen über den Gartenzaun starren? Keine gute Idee, finden die Horner Kirchengemeinde, der Kindergarten und jetzt auch die SPD-Beiratsfraktion und stemmen sich gegen die Pläne der Johanniter, im Luisenthal ein Hospiz zu errichten. Dass die Johanniter das Hospiz nun ausgerechnet dort einrichten wollen, wo im Sommer Grillgeruch in der Luft liegt, wo das Lachen von Kindern und Jugendlichen die Atmosphäre erfüllt (...), das passt vielen im Stadtteil nicht. Das Hospiz solle doch gefälligst woanders hin, lautet ihre Forderung. Ich bin sehr betroffen über diesen lautstarken Protest gegen das geplante Hospiz. Ist es nicht der Wunsch von jedem Menschen, nicht alleine zu sein, wenn man stirbt? Leider ist in Deutschland bei vielen Menschen der Tod ein Tabu, man will ihn deswegen nicht in seiner Nähe haben. Aber wie können wir es mit unserem Gewissen vereinbaren, dass Menschen in Kliniken, mit kalten Maschinen und in steriler Umgebung sterben müssen, weil es in Deutschland einen akuten Mangel an Hospizplätzen gibt und die Horner Protestler nur ihre eigenen, örtlichen Interessen im Blick haben? (...) Wenn es mit unserer Denkweise schon so weit gekommen ist, wird mir um die Mitmenschlichkeit und den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft angst und bang!  Thorsten Gliese, Bremen