Kirche gegen Homophobie

Christen Die Waller Immanuel-Gemeinde will sich auf einem Filmabend mit schwulen- und lesbenfeindlichen Positionen auseinandersetzen

Warum Homophobie von vielen einzig als Problem der Kirchen wahrgenommen werde, verstehe er nicht

„Einen Kinoabend gegen Homophobie“ bietet die evangelische Immanuel-Gemeinde in Walle heute an. In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche zeigt die Gemeinde den Fernsehfilm „Prayers for Bobby“, eine US-amerikanische Produktion aus dem Jahr 2009.

Darin geht es nach einer wahren Begebenheit um die Kalifornierin Mary Griffith, die nicht akzeptieren kann, dass ihr Sohn Bobby schwul ist, weil sich dies nicht mit ihrem Verständnis des Christentums verträgt. Sie hält Homosexualität für eine Sünde und für „heilbar“. Erst nachdem sich der unter Druck gesetzte Bobby umgebracht hat, gerät ihr Weltbild ins Wanken – auch durch Gespräche mit dem Pastor einer homosexuellenfreundlichen Gemeinde. Am Ende engagiert sie sich für die Rechte von Schwulen und Lesben.

Er sei gespannt, wer zu dem Filmabend komme, sagt der Immanuel-Pastor Gunnar Held. Nicht nur, weil zeitgleich Deutschland bei der EM gegen die Niederlande spiele, sondern auch weil er sich nicht sicher sei, ob das Thema überhaupt noch interessant sei. „Mein erster Gedanke war, ‚damit sind wir doch längst durch‘“, sagt Held, in dessen Gemeinde als einer von rund 15 in Bremen schwule und lesbische Paare gesegnet werden. Allerdings, das räumt er ein, hätten einige Gemeinden diese Entwicklung noch vor sich.

61 Gemeinden gibt es in der Bremischen Evangelischen Kirche, sieben von ihnen gehören zur Evangelischen Allianz, einem Verbund von Evangelikalen, die Homosexualität wie die Film-Protagonistin als unchristlich ablehnen und dies mit Bibelzitaten begründen. Vor vier Jahren hatte das von der Evangelischen Allianz mit veranstaltete „Christival“ für Schlagzeilen gesorgt, weil dort GegnerInnen von Schwangerschaftsabbrüchen referierten und ein Seminar geplant war, in dem es um die „Heilung“ von Homosexualität gehen sollte. Dieses hatten die Organisatoren nach Protesten abgesagt, der Pastor der Sankt-Martini-Gemeinde hatte daraufhin seine Räume angeboten.

„Wir wollen mit dem Filmabend ein Zeichen setzen, dass es in der Kirche mehr Meinungen zu Homosexualität und Christentum gibt“, sagt der Pastor Held. Warum aber Homophobie von vielen einzig als Problem der Kirchen wahrgenommen werde, verstehe er nicht. Möglicherweise seien die Kirchen einer der wenigen Orte in unserer Gesellschaft, in denen überhaupt sichtbar werde, dass bei aller postulierten Offenheit viele Menschen Vorbehalte gegenüber Schwulen und Lesben haben. EIKEN BRUHN

13. Juni, 19 Uhr, Elisabethstraße 17