„Ja, es gibt das noch“

DADDELN Im Schlachthof wird die Deutsche Flippermeisterschaft ausgetragen

■ 44, ist Präsident des Deutschen Flippervereins und IT-Administrator in einem Bremer Krankenhaus.

taz: Ist Flippern nicht total Siebziger, Herr Bartsch?

Christian Bartsch: Ja. Es werden aber immer noch welche gebaut, in den USA ist gerade ein neuer Hersteller auf dem Markt. Doch der Durchschnittsflipperer ist Mitte 30 bis Ende 50 ...

... und männlich?

Es spielen hauptsächlich Männer, wie bei vielen technischen Hobbys. Aber es gibt mehr Frauen bei uns, als man meint. Wir kennen das noch, wenn wir in die Disco gegangen sind, in die Kneipe, da standen überall Flipper rum. Wer heute 20 ist, kennt das nur noch aus der Simulation. Aus der Öffentlichkeit wird das Flippern zurückgedrängt. Deswegen wollen wir den Leuten hier zeigen: Ja, es gibt das noch.

Was ist für Sie persönlich der Reiz am Flippern?

Ich hab wirklich noch etwas in der Hand, muss mit dem ganzen Körper Geschicklichkeit aufbringen. Am Computer kommt man nie so ganz ins Geschehen rein. Aber es geht nicht nur ums Spielen – das Reparieren, Aufhübschen der Geräte ist ein wesentlicher Teil des Hobbys. Das Hauptproblem des Flipperns ist: Es ist personalintensiv. Da muss man schon jede Woche mal gucken, wenn das Gerät in gutem Zustand sein soll.

Manche finden Flippern sehr entspannend.

Während sie spielen, konzentrieren sie sich voll auf die Kugel, denken nicht an die Arbeit und können sich einem Retrospiel völlig hingeben.

Wie lange dauert ein Spiel bei so einem Turnier?

Nie länger als fünf Minuten.

In der Kneipe ist das anders.

Da sind die Regeln anders eingestellt. Beim Turnier haben wir das schwerer gemacht.

Wie viele Automaten stehen bei der Deutschen Meisterschaft?

Etwa siebzig.

Woher kommen die?

Von Privatsammlern.

Wie viele haben Sie selbst?

Acht.

Aber Flipper ist ja nicht gleich Flipper! Kann man das im Wettkampf denn vergleichen?

Gerade deswegen! Wir haben Gruppen gebildet, gleichmäßig nach Generationen aufgeteilt. Es werden genauso viele neue wie alte Flipper gespielt. An jedem Gerät spielen vier Leute. Teilnehmen kann, wer möchte, für internationale Turniere müsse sie sich qualifizieren. Es kommt auch jemand aus Seattle, der gerade die WM gespielt hat.

Wie oft muss man spielen, um Deutscher Meister zu werden?

In der Vorrunde spielen sie acht, in der Hauptrunde elf Flipper. Am Schluss gibt es noch ein Finale aus drei Geräten.  INT.: JAN ZIER

Kulturzentrum Schlachthof, Samstag ab 11, Sonntag ab 10 Uhr