„Größer als der Vatikan“

FÜHRUNG Ehemalige Arbeiter der Blumenthaler Wollkämmerei wollen ein „Kämmereimuseum“

■ war 46 Jahre lang Elektriker bei der Bremer Wollkämmerei in Blumenthal und ist heute Mitglied im Verein Kämmereimuseum.

taz: Herr Adamus, was soll ein Kämmerei-Museum?

Detlef Adamus: Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung daran wachzuhalten, was dieser Betrieb der Wollkämmerei mehr als 100 Jahre bedeutet hat.

Wann wurde sie gegründet?

1883, am Freitag, dem 13. April. Es wurde ein Weltunternehmen.

Früher war das Gelände nach außen abgeschlossen?

Ja, es war eine Welt für sich, unser Gelände umfasste fast 560.000 Quadratmeter. Das ist größer als der Vatikan. Heute ist das Gelände offen, nicht aber die alten Produktionshallen.

Sie haben da gearbeitet?

Ich habe bei der BWK gelernt.

Was erzählt der Verein bei so einer Führung?

Wir erklären die Produktionsstätten, was mit der Rohwolle passiert, was in den Lagerhallen passiert, und die Geschichte der Wollkämmerei.

Viele Polen sind nach Blumenthal geholt worden.

Blumenthal war vor 1883 ein Fischerdorf, da gab es gar nicht die Arbeitskräfte, die der Betrieb benötigte. In den 1950er Jahren haben fast 5.000 Menschen in der Wollkämmerei gearbeitet. Aus Schlesien, aus Pommern und aus Polen sind sie geholt worden. So ist der Ort gewachsen. Das finden Sie heute noch in den Familiennamen der Blumenthaler, da wohnen die Nadolskis, die Kowalskis und so weiter.

Was wird aus den leeren Hallen?

Eine spannende Frage. Unser Nachbar war der Bremer Vulkan, da hat es zehn Jahre gedauert. Und einige dieser Firmen waren teilweise nach zwei Jahren wieder weg. Interview: KAWE

15 Uhr, Führung Wollkämmerei, Landrat-Christians-Str. 95