Garagen-Flohmarkt am Lloydhof

STADTENTWICKLUNG Die Stadt will den Lloydhof im Ansgariquartier kaufen. Der Senat beschloss am Dienstag, die Verhandlungen mit dem Eigentümer einzuleiten

„Es besteht die Gefahr, dass die Lage im Stadtzentrum weiter ins Hintertreffen gerät“

Robert Bücking, Ortsamt Mitte

VON JEAN-PHILIPP BAECK

Bremen soll Verhandlungen über den Kauf des Lloydhofs im Ansgariquartier beginnen. Das beschloss der Senat am Dienstag. Im Oktober sollen die Ergebnisse vorgestellt werden und nach einer Wirtschaftlichkeits-Prüfung über einen Kauf entschieden werden. Gleichzeitig sollen Wirtschafts- und Bausenator das weitere Ausschreibungsverfahren vorbereiten: Kombiniert mit dem Parkhaus am Brill, das über die Brepark der Stadt bereits gehört, soll ein neues Einzelhandelszentrum entstehen.

Es gehe darum, „das Heft wieder in die Hand zu nehmen“, sagte Bausenator Joachim Lohse (Grüne) in der Stadtbürgerschaft. Seit gut einem dreiviertel Jahr habe Bremen in der Vermittlerrolle versucht, Investoren für ein Einzelhandelszentrum zu finden – gemeinsam mit der Eigentümerin des Lloydhofes, der S-Immo AG, der Immobilientochter der Österreichischen Sparkasse. Die allerdings suchte in der Zwischenzeit auf eigene Faust, ein möglicher Investor sprang wieder ab.

Insgesamt geht es darum, mit dem von allen politischen Parteien als abgehängt beurteilten Ansgariquartier die Innenstadt aufzuwerten. Denn in Bremen liegt mit 16 Prozent nur ein relativ geringer Anteil der Verkaufsflächen im Zentrum. Dessen gestreckte Lage begünstigt nach Einschätzung des Leiters des Ortsamts Mitte, Robert Bücking, die Zufahrt auf die Autobahnen und so die Konkurrenz außerhalb der Landesgrenzen, in Stuhr oder Dodenhof in Posthausen. Ebenso zögen der Weserpark oder die Waterfront Kunden aus der City, so Bücking. „Es besteht die Gefahr, dass die Lage im Stadtzentrum weiter ins Hintertreffen gerät.“ Ein Ausbau des Ansgariquartiers könnte die Kaufwilligen, die sich bislang vor allem zwischen Obernstraße und Sögestraße bewegen, auf neue Wege führen.

Eigentlich müssten auch das Kaufhof- und das C&A-Gebäude mit in ein Gesamtkonzept zur Aufwertung der Innenstadt integriert werden. Doch die Geschäfte haben langfristige Mietverträge, wohl bis Mitte des nächsten Jahrzehnts. Es blieben, so Holger Bruns, Sprecher von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD), daher nur das Parkhaus am Brill und eben der Lloydhof, für deren Gestaltung ein Investor gesucht werden soll – der auch ein Betriebskonzept vorlegen kann, das für einen „Angebotsmix“ sorgt. Vor allem aber soll er neue Einzelhandelsflächen schaffen – bis zu 22.000 Quadratmeter sollen entstehen, so Bruns.

Ob es aber das Richtige sei, nur immer mehr Verkaufsflächen zu schaffen, fragte der Linken-Abgeordnete Klaus-Rainer Rupp in der Bürgerschaft. Man müsse die Kaufkraftentwicklung im Auge behalten – und war sich in der Frage mit dem CDU Abgeordneten Jörg Kastendiek einig. Dessen Fraktion hatte in der gestrigen Sitzung der Stadtbürgerschaft einen Vorschlag zur Innenstadtentwicklung vorgelegt, der allerdings das Parkhaus Mitte hinter Karstadt ins Visier nahm. Einzelhandelsflächen sollten statt am Brill eher dort geschaffen werden, die Knochenhauerstraße zur Fußgängerzone gemacht werden und mehr Grünräume geschaffen werden. Sympathie gab es dafür in allen Fraktionen – Unterstützung aber nur von den Linken, die den Antrag zur Diskussion in die Deputation überweisen wollten.