Ganz authentische Liebenswürdigkeiten

TOURISMUS Die Übernachtungszahlen in Bremen sind kaum angestiegen, im Mai gab es sogar einen Rückgang. Da kommen der Internet-Trend „Rotation Curation“ und Twitter doch wie gerufen

„Wir können der ganzen Welt mit Texten und Bildern zeigen, wie toll Bremen ist“

Carolin Hintz, Initiatorin von „Iam_Bremen“

Eine Bremer PR-Agentur hat einen Internet-Trend namens „Rotation Curation“ aufgegriffen und sucht jetzt Menschen, die Lust haben, sich via Twitter eine Woche lang als „digitale Stadtschreiber“ zu betätigen.

Die schwedische Tourismusbehörde hat‘s erfunden: Sie hat ihren Twitteraccount jeweils für eine Woche in die Hände schwedischer Mitbürger gelegt. Das wurde inzwischen weltweit adaptiert, in Deutschland hat München die Idee übernommen und mittlerweile gibt es auch einen gesamtdeutschen Account.

Am 30. Juli geht der Bremer Twitter-Account mit dem Namen „Iam_Bremen“ an den Start und beteiligen können sich laut Initiatorin Carolin Hintz alle Menschen, die des Englischen mächtig sind, mindestens zweimal am Tag twittern und die „Spaß daran haben, ein authentisches Bremen-Bild in die Welt zu tragen“.

Wobei „authentisch“ offenbar mit „toll“ gleichzusetzen ist: Das Bremen-Bild soll laut Hintz nämlich von Mitbürgern vermittelt werden, „die Interesse daran haben, die Liebenswürdigkeiten ihrer Stadt auf Twitter zu teilen“.

Das scheint auch not zu tun, denn zum ersten Mal seit Jahren sind die Übernachtungszahlen in Bremen kaum angestiegen. Seit Januar steht nur noch ein Plus von knapp einem Prozent in der Statistik, im Mai gab es sogar einen Rückgang um neun Prozent. Der Geschäftsführer der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ), Peter Siemering, erklärt das mit vier Großveranstaltungen, die es vergangenen Mai in Bremen gab und die in diesem Jahr fehlten. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Gesamt-Ergebnis stabil.

Eine andere Entwicklung sei hingegen in der Tat besorgniserregend: Etliche Busreiseveranstalter hätten Bremen aus ihren Programmen gestrichen, die BTZ habe mehrere zehntausend Storni zusammengezählt. Schuld daran seien die Umweltzone und die Diskussionen über die Bettensteuer. Die würden dem Standort Bremen schaden.

Die BTZ arbeite nun verstärkt daran, Reiseanlässe wie Tagungen und Kongresse zu schaffen sowie neue Sommerkampagnen, Internet-Angebote und Werbung in „Quellmärkten“ wie Nordrhein-Westfalen. Die Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften soll genauso intensiviert werden wie die überseeische Touristen-Akquise. Hier sei vor allem der Markt in China interessant, da er sich positiv entwickle.

Das Twitter-Projekt kommt da doch wie gerufen, denn es soll mindestens ein Jahr lang laufen und laut Carolin Hintz „der ganzen Welt mit Texten und Bildern zeigen, wie toll Bremen ist“.

(SCHN/ dpa)