„Stubu“ vor dem Aus

DISCOMEILE Am Mittwoch hat das Stadtamt dem „Stubu“ die Konzession entzogen. In 14 Tagen muss der Laden dicht sein oder ein neues Geschäftsmodell vorweisen. Die Geschäftsführer seien nur Strohmänner

„Die aktuellen Geschäftsführer waren nur noch da, um Unterschriften zu leisten“

Stubu-Insider

Die Diskothek „Stubu“ am Rembertiring muss schließen. Am Mittwoch entzog das Stadtamt dem traditionsreichen Laden die Konzession – mit „sofortigem Vollzug“. Innerhalb von 14 Tagen muss die Disco dicht sein oder ein neues Geschäftsmodell vorweisen – allerdings ohne Einfluss des Inhabers Rainer Büsing. Denn: Die drei aktuellen Geschäftsführer seien nur seine Strohmänner, so der Vorwurf des Stadtamtes. Büsing, der langjährige Geschäftsführer des Ladens und Stubu-Inhaber, habe den Laden hinter den Kulissen weitergeführt. Eine Disco darf er aber seit 2006 aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht mehr betreiben.

„Es geht nicht um konkrete Fälle“, so Rainer Gausepohl, Sprecher des Innenressorts, „sondern, dass der alte Betreiber selbst alles macht, was er nicht darf.“ Insider bestätigen der taz: „Die aktuellen Geschäftsführer waren nur noch da, um Unterschriften zu leisten.“ Seit Anfang des Jahres habe Büsing den Laden verstärkt wieder allein geschmissen – und sich auch um die Organisation der Türsteher gekümmert. Mitte Juli lief der Vertrag mit der Sicherheitsfirma aus, die Türsteher wurden wieder einzeln und direkt vom Stubu eingestellt – das spart Geld, ist für die Ordnungshüter aber besonders heikel.

Büsing nämlich war 2006 die Konzession vor allem wegen Sicherheitsbedenken entzogen worden. Nach einem Mord auf der Discomeile im Jahr 2006 ermittelte die Polizei im Türsteher-Milieu und versuchte, den Einfluss krimineller Banden im Kampf um die Tür-Jobs zurückzudrängen. Den Stubu-Türstehern wurden Gewalttätigkeiten vorgeworfen. Büsing soll dem Druck aus der organisierten Kriminalität ausgeliefert gewesen sein. Er bestritt das immer. Nach einer groß angelegten Durchsuchung der kompletten 1.500 Gäste der Disco wurden ein paar Gramm Drogen gefunden und das Untergeschoss war überfüllt. Danach galt für Büsing, zu „unzuverlässig“ zu sein, um eine Disco zu betreiben. Auch in den darauf folgenden Jahren drohte die Disco immer wieder zu schließen. Die Zusammenarbeit mit der externen Sicherheitsfirma war Teil der Auflagen vom Stadtamt.

Wieder genauer hingeschaut haben sollen die Ermittler aber vor allem nach einer Tat 2010: Büsing wurde vorgeworfen, mit dem damaligen Stubu-Geschäftsführer Onur B. seinen eigenen Stiefsohn verdroschen zu haben, um ihn aus seiner Wohnung zu schmeißen.

Seit mehreren Wochen nun soll die Polizei im Umfeld des Stubus ermittelt haben, Zeugen wurden vorgeladen. Dass Büsing wieder im Geschäft war, solche Vorwürfe müsse man belegen können, so Gausepohl.

Die Vorwürfe seien „unbegründet“, heißt es hingegen in einer Erklärung der aktuellen Stubu-Geschäftsleitung. Sie kündigte an, gegen den Konzessions-Entzug zu klagen. „Konkrete Verfehlungen konnten uns nicht aufgezeigt werden.“ Der Wechsel beim Sicherheitspersonal sei mit dem Stadtamt abgesprochen, alle Anordnungen umgesetzt worden. Bisher sei jeder eingesetzte Geschäftsführer von den Behörden als Strohmann bezeichnet worden, ein Vorwurf aus dem Jahr 2010 bis heute gerichtlich nicht geklärt. „Fakt ist, dass Herr Büsing die Geschäfte nicht leitet und dieses aus Altersgründen auch gar nicht mehr möchte.“ Es sei normal, dass sich Herr Büsing auch weiterhin für das Stubu interessiere.

Büsing betrieb die Disco seit über 30 Jahren. Ursprünglich war sie als „Studentenbude“ in der Ostendorpstraße gegründet worden. Das Stubu hat 130 MitarbeiterInnen und beherbergt fünf Discotheken.  jpb