„Wir sind längst multikulti“

FACHTAGUNG An der Bremer Uni gehört interkulturelle Bildung zur Lehrerbildung

■ 47, Literatur, Politik und Erziehungswissenschaftlerin, seit 2012 Konrektorin der Universität Bremen, leitet den Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung.

taz: Frau Karakasoglu, Sie wollen LehrerInnen interkulturell fortbilden?

Yasemin Karakasoglu: Genau. Wir haben bei den Erstklässlern in Bremen inzwischen 54 Prozent Kinder, die nicht nur monokulturell aufwachsen. Wir sind Migrationsgesellschaft und das ist die Zukunft unserer Gesellschaft. Wir bilden als Uni LehrerInnen und Pädagogen dafür aus. Was müssen wir denen beibringen?

Ist das nicht an der Bremer Uni seit Jahren selbstverständlich?

Seit dem Jahre 2004 ist das Bestandteil der Lehrerbildung, seitdem gibt es meinen Lehrstuhl. Wir haben verschiedene Modelle entwickelt und wollen auf dieser Tagung mit anderen Wissenschaftlern besprechen, wie angemessen die sind. Wir haben 250 Anmeldungen aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland.

Was ist Ihre Botschaft für Lehrerinnen und Lehrer?

Pädagogen müssen ihre eigenen Stereotypen reflektieren. Sehen sie die Vielfalt vor ihnen als Bereicherung, sehen sie die Chancen ...

Wo liegt die Chance, wenn Mädchen nicht zum Schwimmunterricht dürfen?

Ich muss verstehen, warum. Es geht ja um Koedukation beim Schwimmunterricht. Die Eltern haben offenbar eine andere Perspektive. Auch in der deutschen Kultur wird Koedukation heute nicht immer nur positiv bewertet. Ich muss das nicht toll finden, aber die Unterschiedlichkeit wird zur Normalität der Gesellschaft. Wir nennen das Perspektivwechsel, der mir dadurch ermöglicht wird.

Interview: KAWE

19.-21 .4. 2013, Uni Bremen, GW 2