Mit Figaro und „Schrei nach Liebe“ gegen Pöbeleien und Hetze von rechts

DEMO Das Theater am Goetheplatz und 300 DemonstrantInnen verhageln der „Bürgerbewegung pro Deutschland“ ihre Wahlkampftour durch Bremen

Am Balkon des Theaters am Goetheplatz hing am Freitag ein Plakat: „Lasst uns nicht mit den Deutschen alleine!“ prangte da in fetten schwarzen Lettern auf weißem Grund. Für diesen Appell an der Fassade „seines“ Hauses hatte Intendant Michael Börgerding persönlich gesorgt – und er wurde erhört: Rund 300 DemonstrantInnen versammelten sich, um der Wahlkampf-Veranstaltung der rechten „Bürgerbewegung pro Deutschland“ Paroli zu bieten.

Die versammelte sich mit fünf AktivistInnen und drei AnhängerInnen, um ähnliche Hetzreden zu halten wie jene, mit denen sie erst vor wenigen Tagen in Berlin-Hellersdorf auf sich aufmerksam gemacht hatte. Von „Kommunisten, Linksextremisten, kriminellen Ausländern und Drogenabhängigen“ und davon, dass „wir heute hier sind, um Licht an diesen dunklen Ort zu bringen“ redeten die Rechtspopulisten, aber ihre Worte gingen unter im Lärm der Pfiffe und Rufe von DemonstrantInnen einerseits – und einem Paar beeindruckender Lautsprecher-Boxen auf dem Theaterbalkon andererseits. Aus denen schallte lautstark Mozarts „Hochzeit des Figaro“ und der berühmte „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten.

Eine angemeldete Veranstaltung darf auf diese Weise eigentlich nicht gestört werden, aber die rund 200 PolizistInnen griffen nicht ein. „Wir haben die Muzanettisik ja auch nur dann gespielt“, sagt Börgerding, „wenn bei Pro Deutschland ebenfalls Musik lief“ – die „Böhsen Onkelz“ schallten da zum Beispiel aus den Lautsprechern derjenigen, die recht schnell anfingen, aus ihrem „Wahlkampf“ eine Pöbel-Orgie zu machen und die Menschen auf dem Balkon als „talentfreies, staatlich subventioniertes Theaterpack“ sowie die DemonstrantInnen als „asoziale Arschlöcher“ zu beschimpfen.

An fünf Stationen, darunter das islamische Kulturzentrum an der Daniel-von-Büren-Straße und ein linkes Wohnprojekt an der Grünenstraße, haben die Pro-Deutschland-AktivistInnen am Freitag einen Tag lang „Wahlkampf“ in Bremen gemacht, flankiert von 200 PolizistInnen und 50 bis 300 weitesgehend friedlichen GegendemonstrantInnen. Simone Schnase