Unterkunft in Obervieland

HEIME FÜR FLÜCHTLINGE Nach einer stürmischen öffentlichen Sitzung stimmte der Beirat Obervieland fast geschlossen für Übergangs-Wohnungen an der Hans-Hackmack-Straße

Die größte Gruppe der Flüchtlinge kommt laut Bundesamt für Migration aus Tschetschenien – warum, ist unklar

Der Saal im Bürgerhaus Obervieland war brechend voll, rund 400 Interessierte waren gekommen, um mitzuerleben, wie der Beirat mit dem Anliegen des Sozialressorts umgeht, im Stadtteil ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge aufzubauen. Nach dem Beifall war die Stimmung geteilt, auch wenn es für die Bemerkung einer Frau den lautesten Applaus gab, die darauf hinwies, dass derzeit in Kattenturm-Mitte oft Deutsch nur noch „die erste Fremdsprache“ sei. Ortsamtsleiter Ingo Funk (SPD) griff an dieser Stelle ein: Als „total überflüssig“ bezeichnete er den Beifall für diese Äußerung.

Konkret ging es am Dienstagabend um eine neue Übergangs-Unterkunft, für die sich im Vorfeld der dafür um zwei Wochen verschobenen Beiratssitzung eine Lösung angebahnt hatte: an der Hans-Hackmack-Straße wäre ein Grundstück frei. Bisher regte sich in der Nachbarschaft kein Protest, anders als 300 Meter weiter an der Brenning-Straße. Dort hatten Anwohner Unterschriften gesammelt. „Mittellos in direkter Nachbarschaft zu einer Neubausiedlung“ würden die Flüchtlinge dort leben müssen, so das Argument, „das daraus erwachsende Konfliktpotenzial“ sei „nicht kalkulierbar“. Außerdem drohe ein Wertverlust der benachbarten Eigentums-Häuser, so ihre Befürchtungen.

Die Argumente des Beirates gegen diesen Standort hätten zum Teil eingeleuchtet, teilte ein Vertreter der Sozialbehörde mit.

Woher kommen die Flüchtlinge, wie lange wird das Übergangswohnheim gebraucht, warum muss jetzt alles so schnell gehen, solche Fragen stellen Bewohner des Stadtteils. Horst Frehe erklärte, die Sozialbehörde sei überrascht worden vom Anstieg der Flüchtlingszahlen.

In der Tat liegen die Zahlen im ersten Halbjahr 2013 fast um das Doppelte über denen des Vorjahres. Die größte Gruppe der Flüchtlinge kommt aus Tschetschenien, sagt das Bundesamt Migration in Nürnberg, der Hintergrund sei nicht ganz klar. Die Lage in Tschetschenien jedenfalls habe sich nicht erkennbar verschlechtert. Etwa halb so groß sind die Flüchtlings-Zahlen aus Krisenländern wie Syrien, Serbien, Afghanistan und mit gewissem Abstand Pakistan. Von 100.000 Flüchtlingen, mit denen das Bundesamt dieses Jahr rechnet, werden knapp 1.000 auf Bremen verteilt.

Der Beirat stimmte nach der Debatte dem Standort Hans-Hackmack-Straße zu – bis auf Burkhard Winter von den Grünen. Der enthielt sich der Stimme, für ihn war der Entscheidungsdruck zu stark. Bei gründlicherer Überlegung hätte es seiner Ansicht nach möglicherweise eine bessere Lösung, auch hinsichtlich der Stadtteilgerechtigkeit, geben können.  KAWE