„Nicht nur das, was man hört“

TANZTHEATER Gintersdorfer/Klaßen zeigen ihre zweite Premiere mit 18 internationalen KünstlerInnen

■ 45, Regisseurin, inszeniert seit 2005 zusammen mit Knut Klaßen Tanztheater in der ganzen Welt.

taz: Frau Gintersdorfer, was reizt Sie an dem nach der ivorischen Gangster-Legende John Pololo benannten Musikstil?

Monika Gintersdorfer: Die meisten EuropäerInnen kennen weder John Pololo noch seine Musikrichtung. Wir haben uns dem Pololo zugewendet, weil er als Ausdrucksform der Rowdys bekannt wurde und später, auch durch US-Einflüsse schick und elegant wurde. Pololo vereint Wehrhaftigkeit und Glamour.

Sollen die deutschen MusikerInnen und TänzerInnen am Pololo scheitern?

Nein, der Pololo der 1980er ist nur ein Startpunkt. Wir gehen immer von der Konstellation aus, die da ist und nehmen dann die Konflikte auf, die in den Proben aufeinanderprallen.

Welche sind das?

Zum Beispiel beschwert sich Skelly, dass die deutschen Musiker in alle Songs etwas Störendes reinbringen, statt sich mit Hilfe der Musik von den alltäglichen Störungen abzulenken. Ted Gaier hingegen fand den Pololo anfangs total uninteressant, weil er seicht und im Vergleich zu amerikanischem HipHop fröhlich wirkte.

Das klingt nach unvereinbaren Stilen: Ist das Stück ein Wettkampf?

Nein. Musik ist nicht nur das, was man hört. Es geht auch um die Codes und Bewegungen, die dazugehören. Hier müssen alle Beteiligten versuchen, auf fremde Stile zu reagieren.

Und daraus lässt sich Tanztheater entwickeln?

Ja, auch wenn die Genre-Erwartung „Tanztheater“ bei uns nie ganz erfüllt wird, weil wir aus allen Sparten etwas nehmen und uns wenig um die Abgrenzung der verschiedenen Labels scheren. Diese Vielseitigkeit kann man als ZuschauerIn auch schätzen.

Sie arbeiten oft im öffentlichen Raum. Schränkt diese konventionelle Bühne Ihre Arbeit ein?

Nein. Natürlich kann man einzelne Lieder nicht, wie bei Konzerten, über zehn Minuten halten. Eine Aufführung muss einfach Zug haben und nach zwei, drei Stunden muss irgendwann auch Schluss sein. Das Publikum wird aber nicht den ganzen Abend auf seinen Theatersesseln sitzen bleiben.  INTERVIEW: KORNELIUS FRIZ

Not Punk, Pololo: 20 Uhr,

Kleines Haus