„Pistole im Holster“

Polizei Heute wählt die Bremer Gewerkschaft der Polizei (GdP) einen neuen Vorsitzenden

■ 29, will nach drei Jahren als Bereitschaftspolizist und drei weiteren als Schutzpolizist neuer Chef der Bremer Gewerkschaft der Polizei (GdP) werden.

taz: Herr Kopelke, sie kandidieren als neuer als Bremer Chef der „Gewerkschaft der Polizei“. Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Horst Göbel?

Jochen Kopelke: Er hat gut vorgearbeitet. In Bremen und Bremerhaven sind 80 Prozent der Polizistinnen und Polizisten in der GdP. Auf einen solchen Organisations-Grad kann man aufbauen.

Sie sind noch unter 30 – haben Sie einen anderen Blick?

Definitiv. Jüngere Polizisten haben etwa eine modernere Ausbildung genossen.

zum Beispiel?

Ich werde etwa darauf vorbereitet, unter Stress zu milderen Mitteln zu greifen und nicht immer zu unmittelbarem Zwang. Dieses Einsatztraining ist ein Meilenstein.

Eine moderne, demokratische Polizei – was heißt das für Sie?

Das heißt, dass Polizeibeamte allen Menschen gegenüber korrekt auftreten: Eben nicht dieses Klischee-Bild vom Polizisten als Cowboy, mit schiefsitzender Mütze und Pistole im Holster.

Was steht nach der Wahl an?

Ich beschäftige mich mit den laufenden Tarifverhandlungen in Bremerhaven. Nach dem, was wir letztes Jahr erlebt haben, möchte ich versuchen, so früh wie möglich den Kontakt zur Politik zu suchen, um solche Konfrontationen zu vermeiden.

Sie meinen, dass Politiker vor der Bürgerschaft bedrängt werden oder Polizisten ihre Bereitschafts-Handys ausschalten?

So viele demonstrierende Beamte…das waren Extremsituationen.

Wie steht es denn mit der Kennzeichnungspflicht?

Ich bin gegen eine Kennzeichnungspflicht, wie sie gefordet wird, weil ich als Schutzpolizist schon die Freiheit habe, ein Namenschild zu tragen.

Es geht ja hauptsächlich um geschlossene Einheiten, wie sie bei Demonstrationen auftreten.

Die sind ja schon gekennzeichnet.

Als Gruppe, nicht einzeln.

Wir sprechen ja nicht von einer 20-köpfigen Gruppe…Ich verstehe das Ansinnen, dass Demonstranten das Bedürfnis haben, jeden Polizisten beim Namen nennen zu können.

Wieviel Kritik an den KollegInnen darf sich ein Gewerkschafts-Vorsitzender erlauben?

Ein Vorsitzender vertritt die Interessen seiner Mitglieder, er ist kein Abgeordneter oder Polizeipräsident.

Wie bewerten Sie den Umgang von Polizeipräsident Müller mit dem Tod von Laye Condé?

Laye Condé ist in Obhut der Polizei gestorben. Das darf nie wieder vorkommen. Dass der Polizeipräsident das nicht unter den Tisch kehrt, nun sogar eine Informations-Broschüre herausbringt, das rechen ich ihm hoch an. Er zeigt Größe. Interview:jpb