Was nach der Bionade kommt

ÖKOBRAUSEN Bionade war mehr als Limo – ein Lebensgefühl. Nun hat der Dr.-Oetker-Konzern das Unternehmen gekauft und sich gleich mal von Anti-Gentechnik-Events distanziert. Wie korrekt ist die Konkurrenz?

VON JOST MAURIN
(TEXT) UND TILL CHRIST (ILLUSTRATIONEN)

LEMONAID
Die Überkorrekte

Der Geschmack: Der sonntaz-Favorit. Ziemlich genau so muss eine Zitronenlimonade schmecken: sauer, aber nicht künstlich. Wie ein guter Schuss Zitronensaft im Sprudel. Der Preis: 2,90 Euro für 330 mlDer Biofaktor: Alle Zutaten außer dem Wasser haben das Biosiegel (für Wasser gibt es keine offizielle Ökozertifizierung).Die Zutaten: Wasser, Limettensaft (kein Konzentrat), Rohrzucker, Kohlensäure. Kein Aroma, keine Zusatzstoffe. Zucker: 7,4 Gramm.Die Firma: Der Großteil gehört zwei Jungunternehmern aus Hamburg, die auch noch den Bio-Eistee ChariTea verkaufen. Umsatz 2010: weniger als 1 Million Euro.Das Engagement: Saft und Zucker der LemonAid sind TransFair-zertifiziert. Das soll faire Löhne und Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern garantieren. Zusätzlich will LemonAid einen Teil des Umsatzes in soziale Projekte etwa in Brasilien investieren: im ersten vollen Verkaufsjahr 2010 knapp 40.000 Euro. LemonAid sponsert kleine Musikfestivals mit Freiflaschen.

BIOLIMO VOELKEL
Die Konsensbrause

Der Geschmack: Die Sorte Holunder-Chili schmeckt süß, ein bisschen selbst gepanscht. Der Holundergeschmack ist von Holunderblüten überlagert. Die Chilinote im Abgang scheint von Flasche zu Flasche zu variieren.Der Preis: 0,85 Euro für 330 mlDer Biofaktor: Alle Zutaten (außer dem Wasser) haben das Biosiegel. Die Zutaten: Mineralwasser, Traubensüße (Süßmittel), Traubensaft, fermentierter Tee- und Kräuterauszug (Mineralwasser, Kräuter, Tee), Holunderblütenextrakt, Holundersaft, Chili. Zucker: 6 Gramm. Die Firma: Die niedersächsische Voelkel GmbH ist einer der bekanntesten deutschen Biosafthersteller. Eigentümer des 75 Jahre alten Unternehmens ist Stefan Voelkel. Der Umsatz war 2010 rund 39 Millionen Euro. Voelkel hat 146 Mitarbeiter. Das Engagement: Eines der größten Sponsoringengagements des Unternehmens kommt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zugute. Voelkel hat sich auch an der Anti-Atomkraft-Demonstration in Berlin und an den Castor-Protesten im Wendland beteiligt.

LAMMSBRäU NOW
Die Poptraditionelle

Der Geschmack: Die Sorte Red Berry schmeckt wie Zitronenkonzentrat mit Fruchtaromen. Die Farbe täuscht – man errät hauptsächlich Quitte. Schmeckt nicht so rot wie sie ist. Der Preis: 0,79 Euro für 330 mlDer Biofaktor: Alle Zutaten (außer dem Wasser) haben das Biosiegel. Bei anderen Geschmacksrichtungen sind teilweise Aromen enthalten, die nicht ökozertifiziert sind.Die Zutaten: Mineralwasser, Quittensaft, Zucker, Zitronensaft, Cranberrysaft, Birnensaft, Sauerkirschsaft, Holunderbeerensaft (alle aus Konzentrat), Kohlensäure. Zucker: 5,83 Gramm.Die Firma: Die heutige Öko-Brauerei Neumarkter Lammsbräu gehört seit rund 200 Jahren der Familie Ehrnsperger. Die 80 Mitarbeiter produzieren pro Jahr 100.000 Hektoliter. Das Engagement: Die Firma vergibt in jedem Jahr 10.000 Euro Preisgeld für Innovationen beispielsweise im Ökolandbau. Freigetränke hat sie etwa für den taz Panter Preis 2009 und den jährlichen Anti-Gentechnik-Marsch „Genfrei gehen“ spendiert. Da lief auch Inhaber Franz Ehrnsperger selbst mit.

BIO ERFRISCHUNGSGETRÄNK
Die Verliererlimo

Der Geschmack: Die Sorte Ananas Citrus schmeckt seltsamerweise nach Holunderblütensirup mit Fassbrause.Der Preis: 0,49 Euro für 500 mlDer Biofaktor: Enthält Aroma, das nicht biozertifiziert ist. Und Zusatzstoffe, die von der Bio-Verordnung der EU zugelassen sind. Zucker, Zitronensaftkonzentrat, Gerstenmalzextrakt aus kontrolliert biologischem Anbau.Die Zutaten: Wasser, Zucker, Zitronensaft aus Konzentrat, Kohlensäure, Säuerungsmittel Milchsäure, Zitronen-Destillat, Aroma, Ascorbinsäure, Gerstenmalzextrakt. Zucker: 6,4 Gramm. Die Firma: Die 5,0 Biervertriebs-GmbH gehört der Oettinger-Gruppe, hierzulande eine der größten ihrer Branche. Die Brauerei im Familienbesitz mit 1.250 Mitarbeitern macht mehr als 400 Millionen Euro Umsatz.Das Engagement: Außer diesem stellt das Unternehmen nur konventionelle Getränke her. Es verzichtet auf Sponsoring, betont aber sein Umweltbewusstsein, etwa indem es mit Behörden über Ressourceneffizienz berät. Auf der Homepage heißt es: „Wir verpflichten uns, gesetzliche Forderungen einzuhalten.“