Pressing bis an die Feinstaubgrenze

Pelletöfen verfeuern vollautomatisch gepresste Holzstäbchen. Der nachwachsende Rohstoff gilt als klimaneutral, weil nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als der Baum beim Wachsen der Luft entzogen hat. Doch die Technologie kann Zentralheizungen nicht komplett ersetzen

VON TILMAN VON ROHDEN

Nach jeder Erhöhung des Öl- oder Gaspreises sitzt der Schock tief. Und gewiss ist derzeit nur, dass die nächste Preissteigerung nicht lange auf sich warten lässt. In dieser Situation sehen sich Mieter wie Eigentümer nach Alternativen um.

In Mode gekommen ist seit einigen Jahren das Heizen mit Holz. In der Menschheitsgeschichte ist dies die älteste Form der Wärmegewinnung. Während unsere Altvordern sich in freier Natur ums Lagerfeuer oder später ums heimelige Kaminfeuer scharten, verstecken die heutigen Feuerstätten die Romantik der Flammen hinter Glas. Denn ein offenes Feuer ist gut für die Stimmung, aber kaum geeignet, einen Raum zu heizen.

Und anders als früher müssen die Frierenden heute nicht mehr in den Wald hinaus, um Äste oder Holzscheite heranzuschaffen. Die Ware kommt mit dem Lkw oder steht abholfertig im Supermarktregal. Pellets heißen die kleinen Presslinge aus Holz, die ohne chemische Zusatzstoffe zu kleinen Stäbchen verarbeitet werden. Die Öfen können die Pellets vollautomatisch aus einem Vorratsbehälter, der im Ofen integriert ist, in ihren heißen Schlund ziehen. Dort verbrennen sie fast rückstandsfrei zu Asche, die nur alle paar Wochen weggeschafft werden muss.

Die automatische Zuführung des Brennstoffs und seine fast vollständige Verbrennung machen Pelletöfen fast so bequem wie die Zentralheizungen mit fossilen Brennstoffen. Und mit ihrem Vorfahren, dem Dreck machenden und Aufmerksamkeit verlangenden offenen Kamin, haben Pelletöfen kaum noch etwas gemein. Geblieben ist, dass beide auf ein Luftabzugssystem angewiesen sind. In Nachkriegsbauten ist das oft ein Problem. Ist kein Schacht für den Luftabzug vorhanden, muss eine Öffnung nach draußen für den Ofen geschaffen werden. Doch Außenwände zu durchbrechen, ist ohne die Zustimmung des Eigentümers nicht erlaubt.

Hightech für den Ofen

Die Hersteller habe sich eine Menge einfallen lasen, um den Öfen ihr etwas altbackenes Image zu nehmen. Ein Thermostat für die Regelung der Raumtemperatur ist mittlerweile der Standard. Andere Produzenten bieten eine Fernbedienung, um individuelle Heizprofile nach Tagen, Wochen oder Wochenenden zu programmieren. Wieder andere steuern die für die Verbrennung optimale Luftmenge durch einen Kleincomputer. Schon seltener ist die Nutzung von Außenluft für die Verbrennung der Pellets. Ofenbesitzer müssen sich also an sehr viel häufigeres Lüften gewöhnen.

Einfache Pelletöfen können eine vorhandene Zentralheizung kaum ersetzen. Denn wie ein offener Kamin können die Öfen nur den Raum, in dem sie stehen, beheizen. Und das wohl eher in den kühleren Übergangszeiten als ganzjährlich. Es sei denn, die Öfen können an einen Wasserkreislauf angeschlossen werden. So ist es möglich, jeden Raum einer Wohnung oder eines Hauses zu beheizen.

Pelletöfen haben einen beachtenswerten Siegeszug hinter sich. Während es im Jahr 2002 gerade mal 13.000 gab, sind es heute weit mehr als 70.000. Aber um die Relationen zu wahren: Nicht einmal jeder 500. Haushalt heizt derzeit mit Pelletöfen. Wesentlich für die Ausbreitung dieser kohlenstoffneutralen und damit zukunftsfähigen Heiztechnik sind die Preise. „Mit der staatlichen Förderung sind Pelletheizungen gerade eben wirtschaftlich“, rechnet Sebastian Kilburg vor, Experte für Pellets bei Carmen e. V., einer Koordinierungsstelle für nachwachsende Rohstoffe. Er hält die Kostenfrage für nicht entscheidend, denn wer auf Pellets in den vergangenen Jahren gesetzt habe, „hat so oder so draufgezahlt“. Kilburg rechnet vor, dass Pelletheizungen, die das ganze Haus beheizen, doppelt so teuer in der Anschaffung sind wie andere Heizungen. Deshalb müssten die Pellets immer billiger sein als Öl oder Gas. Derzeit betrage der Preisvorteil von Pellets pro Liter Heizöläquivalent rund 40 Cent. Wenn dieser Preisvorteil unter 25 bis 30 Cent rutsche, werde die Pellettechnik preislich unattraktiv.

Damit dies nicht geschieht, fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle jeden Pelletofen mit mindestens 1.000 Euro. Diese Förderung ist an eine Voraussetzung gebunden: Der Ofen muss mindestens eine Heizleistung von 8 Kilowatt bringen. Viele angebotene Öfen erfüllen dieses Kriterium jedoch nicht.

Zwar gilt der Brennstoff Holz als klimaneutral, weil nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als der Baum beim Wachsen aus der Luft gezogen hat. Beim Feinstaub sieht die Bilanz verglichen mit einer Öl- oder Gasheizung weniger gut aus. Da Deutschland hier im europäischen Vergleich schwächelt, treten Kritiker der Pellettechnik auf den Plan. Einzelne Städte haben die Pelletöfen schon eingeschränkt. In München dürfen Pelletheizungen nur mit einer Ausnahmegenehmigung betrieben werden. „Jede Heizung, die Grenzwerte nicht überschreitet, bekommt die Zulassung nach der Brennstoffverordnung“, sagt Peter Lippert vom Referat für Gesundheit und Umwelt. Nach seinen Erfahrungen würden die meisten Pelletheizungen die seit 2006 strengeren Anforderungen erfüllen. „Auf jeden Fall sollte man sich vor dem Heizungskauf informieren, damit es keine bösen Überraschungen gibt.“