Charme ohne Verschwendung

Alte Häuser sind oft schön, verursachen aber meist hohe Heizkosten. Das muss nicht sein. Die richtige Kombination aus guter Dämmung und einer modernen Heizungsanlage rechnet sich ökonomisch und ökologisch

Alte Häuser haben meist einen besonderen Charme: großzügige Räume, eine schöne Fassade oder kunstvolle Sprossenfenster. Diesen Vorzügen steht jedoch ein großer Nachteil gegenüber: Die hohen Heizkosten belasten die Haushaltskasse. Und die Energiepreise werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Ein nach 1984 gebautes Haus verbraucht hingegen rund ein Drittel weniger Heizenergie. Grund dafür sind die großen Fortschritte zum einen in der Heiztechnik, aber vor allem auch bei den Wärmedämmstoffen. „Die modernste Heizungsanlage hilft beim Kostensparen wenig, wenn zu viel Wärme durch die Wände und die Fenster entweichen kann“, sagt Michael Aniola, Mitarbeiter der Berliner Energieagentur. Er und seine Kollegin Claudia Alt sind die beiden „Heimtrainer“, die die Gewinner des Wettbewerbs „Die Heimtrainer kommen!“ zum Thema Energieeinsparen beraten werden.

„Das Thermobild zeigt das Grundproblem: Dem Wärmeschutz wurde früher beim Bauen zu wenig Beachtung geschenkt. So entstehen an Fenstern und Außenwänden, im Keller und am Dach Wärmeverluste. Die verlorengehende Wärme muss ständig durch die Heizung nachgeliefert werden“, erklärt Michael Aniola. Der Besitzer eines Niedrigenergiehauses mit einer Fläche von 140 Quadratmetern muss für das Heizen rund 600 Euro im Jahr aufbringen. Der Eigentümer eines vergleichbaren Hauses älteren Datums zahlt rund 1.700 Euro an Heizkosten – rund das Dreifache!

Wärmedämmmaßnahmen lohnen sich wirtschaftlich insbesondere dann, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen anstehen. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt inzwischen energetische Mindeststandards für die Gebäudedämmung nicht nur für Neubauten, sondern auch für die Sanierung von Altbauten vor. „Es lohnt sich jedoch auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, über die Mindestanforderungen hinauszugehen“, erklärt Aniola. „Bei der Instandsetzung und Modernisierung muss zwar erst einmal kräftig investiert werden, doch es macht sich gleich dreifach bezahlt: Die Energiekosten werden gesenkt, der Wert der Immobilie gesteigert und der Wohnkomfort verbessert.“ Je nach energetischem Ausgangszustand des Hauses ist es möglich, die Wärmeverluste um bis zu 80 Prozent zu reduzieren.

Für folgende Bauteile empfiehlt der Energiefachmann eine nachträgliche Dämmung: Die Wärmedämmung von Dachboden- und Kellerdecke ist meist einfach und kostengünstig. „Da Wärme nach oben steigt, ist eine energetische Sanierung des Dachs besonders sinnvoll“, erklärt der Energieexperte. Wenn Dachaufbauten geändert werden, die Dacheindeckung erneuert oder das Dach umgebaut wird, ist sie von der EnEV sogar vorgeschrieben. Die Kellerdecke wird bei der nachträglichen Gebäudedämmung häufig vergessen. Dabei spart die Dämmung hier nicht nur Heizkosten, sondern sorgt durch angenehmere Temperaturen auf dem Fußboden auch für einen größeren Wohnkomfort.

Der größte Anteil an Wärme geht über die nicht gedämmten Außenwände verloren. Durch Sonne, Regen und Temperaturschwankungen ist die Außenfassade wesentlich stärker beansprucht als die anderen Bauteile. Spätestens wenn sich Risse in der Außenwand zeigen, kann Feuchtigkeit eindringen und weitere Bauschäden verursachen. Dies ist der ideale Zeitpunkt, zusätzlich zur Instandsetzung auch eine Wärmedämmung anzubringen. Nach einer Faustregel spart jeder gedämmte Quadratmeter Althausfassade etwa 8 Liter Heizöl beziehungsweise 8 Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Steht die Fassade unter Denkmalschutz, gibt es auch die Möglichkeit, von innen zu dämmen.

Alte Fenster gelten mit 17 Prozent Wärmeverlust als energetische Schwachstellen im Haus. Zwar gibt es schon seit den Achtzigerjahren Zwei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung, doch wurde diese aus Kostengründen selten verwendet. „Inzwischen stellt die EnEV jedoch auch Anforderungen an den Wärmeschutz der Fenster“, so Aniola. „Eine gute Wärmedämmung ist eine Investition, die sich lohnt!“ Besonders in Verbindung mit der Erneuerung der Heizungsanlage lassen sich die Kosten um bis zu 80 Prozent senken. KLEO