Frühzeitig erkennen und eingreifen

SUCHTPRÄVENTION Hamburger Kompetenzzentrum für eine drogenfreie Kindheit und Jugend ist unverzichtbar, so eine Evaluation

Kinder suchtbelasteter Eltern sind besonders gefährdet, selbst süchtig zu werden

Alkopops, Zigaretten und Joints: Dass besonders Jugendliche gefährdet sind, süchtig zu werden, ist längst bekannt. Um so erstaunlicher, dass es mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) seit fünf Jahren das bundesweit erste Fachzentrum gibt, das die Ursachen von Suchtgefahren und die Prävention bei Suchtmittelkonsum grundlegend erforscht. Nun bestätigt eine externe Evaluation, dass das DZSKJ im Bereich der Suchtstörungen bei Kindern und Jugendlichen „unverzichtbar“ geworden ist.

Früher seien schwer suchtgefährdete oder von Suchtstörungen betroffene Kinder und Jugendliche zwischen Jugendhilfe, Suchthilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie hin- und her vermittelt worden, so der ärztliche Leiter des Zentrums, Rainer Thomasius. Weil es für sie keine Programme gab, scheiterten sie an den Schnittstellen der Versorgungssysteme.

Mit dem Ziel, die selektive und indizierte Prävention in Hamburg und bundesweit zu stärken, entwickelt das Zentrum Modelle, die Jugendhilfe, Suchthilfe und Schulen zur Beratung der jungen Suchtgefährdeten befähigen. „Selektiv und indiziert“ heißt, dass spezielle Präventionsansätze für junge Menschen mit Risikofaktoren entwickelt wurden, von denen nachweislich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Suchtstörungen ausgeht, so Thomasius, Kinder suchtbelasteter Eltern etwa oder junge Menschen mit riskanten Konsummustern von Tabak, Alkohol und illegalen Substanzen.

Beim Projekt CAN Stop, einem Gruppenprogramm für Cannabis-konsumierende Jugendliche, werden beispielsweise Maßnahmen in Jugend- und Suchtberatungsstellen und Haftanstalten erprobt. Speziell für Hamburg gibt es ein Projekt gegen Rauschtrinken und Angebote zur Qualifizierung von Berufsgruppen, die mit Suchtgefährdeten und von Suchtstörungen Betroffenen zu tun haben.

Zwar sei der Alkoholkonsum rückläufig. Allerdings konsumieren 5 Prozent der 12- bis 18-Jährigen dafür immer riskanter. Es sei wichtig, diese Gruppe frühzeitig zu identifizieren, um pädagogisch einzugreifen und Hilfestellungen zu geben. LENA KAISER