Hamburger Kaffeerebellen

SOLIDARITÄT Die junge Rösterei Quijote Kaffee hält den direkten Kontakt zu den Produzenten, besonders zu Genossenschaften im Widerstand gegen Großprojekte

VON KNUT HENKEL

Sechzig Kilogramm ist das Gewicht eines Kaffeesacks. Und 60 Kilo ist genau die Menge, die die neueste Röstmaschine bewältigen kann, die sich das Hamburger Kaffee-Kollektiv „Quijote“ angeschafft hat. In einer Fabrikhalle im Arbeiterstadtteil Rothenburgsort wartet der Kaffee in Stapeln solcher Säcke darauf, geröstet zu werden. „Guatemala Fairbindung“ steht auf einem, andere haben den Weg aus Ecuador oder Brasilien hinter sich.

Seit November 2010 gibt es den Kaffeebetrieb, dem es vor allem darum geht, kleine Genossenschaften im Widerstand zu unterstützen: Kaffeebauern, die sich gegen die Ansiedlung von Großprojekten wie Stauseen, Bergwerken oder Plantagen wehren. „Unseren Kaffee importieren wir direkt von unseren Genossenschaften“, sagt Andreas „Pingo“ Felsen, der Gründer von Quijote-Kaffee. „Die haben wir besucht, kennen die Verhältnisse und wissen, warum wir genau die unterstützen wollen.“

Angefangen hat der gelernte Buchbinder bei Café Libertad, dem Kaffeekollektiv, das dunkle Bohnen aus Widerstandsgemeinden im mexikanischen Chiapas importiert. Mittlerweile ist der schlaksige Kaffeespezialist in der Hamburger Soli- wie Kaffeeszene überaus bekannt.

„Bisher importieren wir direkt von einer Genossenschaft in Ecuador, einer aus Brasilien und haben Kontakte zu einer Kooperative in Honduras“, berichtet der 38-Jährige. Diese Kontakte werden gepflegt und ausgebaut. Quijote-Gründer Felsen war im Juni mit einer Gruppe von Kaffeefans in Ecuador zu Besuch; Kollegin Stefanie Hesse startete Ende August nach Brasilien, um neue Säcke zu ordern und Quijote- Kunden zu zeigen, wie ihr Kaffee angebaut wird.

Transparenz ist den Leuten von Quijote-Kaffee wichtig und der Name des jungen Kollektivs steht für die Ideale, die auch im Geschäftsalltag Bestand haben sollen. Dabei steht das Kollektiv, das von derzeit zwei noch auf mindestens vier Mitglieder wachsen soll, nicht allein. „Wir arbeiten mit mehreren Röstern zusammen, die direkt importieren und wollen alsbald einen Zusammenschluss von jungen Röstern auf die Beine stellen, die auf die Produktionsbedingungen vor Ort Wert legen“, sagt Felsen.

Ein erster Schritt zum Austausch und zur Koordination zukünftiger Aktivitäten war die erste gemeinsame Kaffeebar Mitte Juli, als sich elf Kaffeeröstereien aus Deutschland im Eppendorfer „Trific“ trafen und dem Publikum zeigten, wie ein feiner und fairer Espresso schmeckt.

Geht es nach Mitinitiator Andreas Felsen wird es nicht lange dauern, bis die Röster die aromatischen Bohnen auch gemeinsam importieren. Mit Torrefaktum, Elbgold, El Rojito und einer Handvoll anderer Importeure und Röstereien besteht bereits ein Netzwerk in Hamburg. Das soll stetig ausgebaut werden.

Die Voraussetzungen dafür seien ausgesprochen gut, sagt Felsen. „Spezialitätenkaffee ist gefragt und das zahlt sich auch für die Bauern aus“, freut er sich und lässt die frisch gerösteten duftenden Bohnen aus der neuen Röstmaschine prasseln.

„Flying Pingo“ ist so eine Spezialität, die Andreas Felsen selbst komponiert hat. Die Basis liefern Bohnen von einer Bio-Kooperative aus Brasilien und für die ungewöhnlichen Noten sorgen fünfundzwanzig Prozent feine Bohnen aus Guatemala und fünfzehn Prozent aus Äthiopien.